Produktion Theater in der Josefstadt, Wien
Uraufführungsproduktion
LENYA STORY – Ein Liebeslied
Musikalische Hommage an den deutschen Weltstar Lotte Lenya
von Torsten Fischer und Herbert Schäfer,
Das Kreativteam der für den INTHEGA-Preis DIE NEUBERIN 2018
nominierten Vorgängerproduktion „Blue Moon“
ca. 13.04.2021 – 20.04.2021
Mit Sona MacDonald, Tonio Arango
Musikalische Leitung, Klavier: Christian Frank
Reeds: Herbert Berger
Kontrabass: Andy Mayerl
Schlagzeug: Klaus Pérez-Salado
Regie: Torsten Fischer
Bühnenbild und Kostüme: Herbert Schäfer, Vasilis Triantafillopoulos
Dramaturgie: Herbert Schäfer
Licht: Manfred Grohs
»Es ist schön, als Legende bezeichnet zu werden. Warum sollte ich etwas dagegen haben?«
Lotte Lenya
Ob „Surabaya-Johnny“, das Lied der Seeräuber-Jenny, der „alte Bilbao-Mond“ oder „Moon of Alabama“ – Generationen von Europäern und Amerikanern wies Lotte Lenya den »Weg in die nächste Whisky-Bar«. Nach der brillanten Billie-Holiday-Hommage „Blue Moon“ ist „Lenya Story – Ein Liebeslied“ nun der zweite Streich des Dream-Teams MacDonald / Fischer / Schäfer / Triantafillopoulos zum Thema starke Frauen, der mit der Konzertdirektion Landgraf auf Tournee geht. Sona MacDonald spielt Lotte Lenya, Tonio Arango die Männer in ihrem Leben: Kurt Weill und Lenyas andere Ehemänner George Davis und Russel Detwiler.
Karoline Wilhelmine Charlotte Blamauer (alias Lotte Lenya), geboren am 18. Oktober 1898, aufgewachsen in der Ameisgasse im 14. Wiener Bezirk Penzing, Tochter eines Fiakerkutschers und einer Wäscherin, wird die berühmteste Wiener Künstlerin des 20. Jahrhunderts. Erste Theatererfahrungen sammelt sie in Zürich und in Berlin, wo sie dem Komponisten Kurt Weill begegnet: Der Beginn einer großen, unkonventionellen Lebens- und Liebesgeschichte. Nach einem Vorsingen bei Bertolt Brecht wird sie die legendäre Jenny der Uraufführung von „Die Dreigroschenoper“. Doch mit aufkommendem Nationalsozialismus und Antisemitismus wird die Arbeitssituation für Weill in Deutschland unerträglich: „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ führt zu Tumulten in den Opernhäusern, weitere Aufführungen seiner Werke werden verboten. Das inzwischen geschiedene Paar wandert gemeinsam nach Amerika aus – einer zweiten Ehe entgegen.
Kurt Weill arbeitet in Hollywood und am New Yorker Broadway. Nach seinem Tod lebt Lotte Lenya zurückgezogen, heiratet noch zweimal (den Autor und Verleger George Davis und nach dessen Tod den viel jüngeren alkoholkranken Maler Russel Detwiler, der 1969 tödlich verunglückte) und feiert späte Triumphe als unvergessene Ex-KGB-Agentin Rosa Klebb im James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“ und in der Uraufführung des Musicals „Cabaret“ – die Rolle des Fräulein Schneider wurde für sie geschrieben, die Songs für sie komponiert.
Ihr Leben widmete Lotte Lenya dem musikalischen Erbe Kurt Weills.
Regisseur TORSTEN FISCHER
Er inszenierte Bühnenerfolge wie z. B. die Uraufführung von Ronald Harwoods „Entartete Kunst – Der Fall Cornelius Gurlitt“ u. a. mit Burgschauspieler Udo Samel (Tour 2017/18), John Logans 2014 mit dem 2. INTHEGA-Preis ausgezeichnetes Künstlerdrama „Rot“ mit Dominique Horwitz für das Renaissance Theater Berlin (Tour 2014-2016) sowie die Billie-Holiday-Hommage „Blue Moon“ für das Theater in der Josefstadt Wien mit Sona MacDonald (Tour 2017-2019).
Der auch international gefragte Fischer war 1984-1989 als Regisseur am Bremer Theater engagiert, 1990-1995 als Oberspielleiter und danach bis 2002 als Schauspieldirektor am Kölner Schauspiel. Gastregien in Oper und Schauspiel – darunter zahlreiche Uraufführungen und Deutschsprachige Erstaufführungen – führten ihn an erste Bühnen u. a. in München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Hannover, Straßburg, Zürich, Warschau und New York. Erfolgreiche Operninszenierungen entstanden auch für die Volksoper Wien, die Deutsche Oper Berlin, die Oper Köln, die Dresdner Semperoper und das Theater an der Wien (österreichischer Musikpreis Schikaneder).
Pressestimmen
MacDonald singt schrill oder mit tiefem Timbre, immer mit ungeheurer Intensität, wenn es sein muss, mit Sentiment und sogar melodramatisch. Eine Überwältigung. Torsten Fischer (Regie) und Herbert Schäfer (Bühne und Kostüme) haben ein perfekt auf diese Darstellerin abgestimmtes Stück geschrieben, das aus 17 Liedern und Textübergängen besteht. In einer flotten Show wird in ca. zwei Stunden eine große Liebe in modernen Zeiten vorgeführt. Sie reißt mit, sie rührt und reizt auch immer wieder zum Lachen. Sie ist um keine einzige Nummer zu lang. Arango zeigt sich äußerst wandelbar. Er spielt auch Brecht, einen Impresario und die späteren Männer der Lenya. Er gibt den Szenen mit raffinierten kleinen Gesten und Nebensätzen Pfiff. Sogar dem Tod der Ehemänner gewinnt er in absurder Verfremdung kleine Gags ab. Vor allem lässt er seiner Partnerin Raum. Den braucht eine, die von Penzing und Berlin bis Bilbao oder Alabama kommen will.
Norbert Mayer, Die Presse, 31.03.2017
Sona MacDonalds und Tonio Arangos Stimme fließen berührend ins Geschehen ein und lassen die Erzählung mal als Komödie, mal als Tragödie erscheinen. In 90 Minuten versteht man jedes Wort, jede Bewegung, jeden Gesichtsausdruck. Sona MacDonald geht bis an ihre Grenzen und vermittelt Schmerz, Erinnerungen, Gedankenspiele. Mit ihren Bewusstseinsspiegelungen verweben sich Weills Musik – hervorragend dargeboten von Christian Frank, Herbert Berger, Andy Mayerl, Klaus Pérez-Salado – um ein Gefühl zu fassen, das immer wieder entgleitet. Intensiv die Bilder inmitten einer betont sachlichen Dekoration. Viele gute Einfälle, effektvolle Spieltempi, eindrucksvolle schauspielerische Leistungen!
Florian Krenstetter, Kronen Zeitung, 01.04.2017
Ihr liebster war Kurt Weill. Aber auch manch anderer Herr entzückte die Wienerin Lotte Lenya, berühmt seit 1931 als Seeräuberjenny im „Dreigroschenoper“-Film. Auf diese männerverängstigende Schlussnummer von „Lenya-Story – Ein Liebeslied“ folgten bei der Premiere Standing Ovations für Sona MacDonald und Tonio Arango. Bert Brecht erfand das schräge Wort »Misuk«. Ein Bravo den Misukanten mit Christian Frank als Chef. Phantasievoll das Buch, ausgefeilt die Ausstattung und Regie von Torsten Fischer und Herbert Schäfer.
Hans Haider, Wiener Zeitung, 31.03.2017
Es schlägt die Stunde Sona MacDonalds, der größten Sänger-Schauspielerin Wiens.
Sie bewegt sich als Lotte Lenya in den Kammerspielen wie auf dem schwankenden Boden eines auseinanderbrechenden Kahns. Sie schleudert den Elementen ihren wohllautenden Gesang entgegen. Der Witz liegt im Understatement. So sicher tremolierend wie die MacDonald hat die Lenya ihr ganzes Leben lang nicht gesungen. Im Schnelldurchlauf wird die Liebesgeschichte absolviert: Arango ist ein perfekter Brecht-Schauspieler, der Weills Unbedenklichkeit in Sachen Ehehygiene als bürgerlichen Witz erzählt. Als Brecht hängt er den Sehnsuchtsmond an die Drahtleine. Und erst in MacDonalds Liedinterpretationen (perfekte Band: Christian Frank) wird das Lenya-Drama greifbar: Ihr Leben bestand (auch) aus heruntergeschluckten Enttäuschungen. Das Publikum riss es zu Recht von den Sitzen. Romantisch geglotzt hat übrigens niemand.
Ronald Pohl, Der Standard, 31.03.2017
Sona MacDonald in ihrem Element, dafür gab’s in den Kammerspielen der Josefstadt Standing Ovations. „Lenya Story – Ein Liebeslied“ heißt der Abend, den Torsten Fischer und Herbert Schäfer für die Ausnahmekünstlerin geschaffen haben. MacDonald ‚kann‘ die Lenya mit ihren eigenwilligen Tönen, die mal hell klirren wie zerstoßenes Glas, mal wund und rau sind, wie mit Sandpapier geschmirgelt. Sie ‚kann‘ ihren unbändigen Elan und den puren, rohen Sex-Appeal, sie changiert zwischen schutzsuchendem Mädchen und rotzfrecher Straßengöre. Wie sie da auf der Bühne steht, scheint auch sie eigens geschaffen zur Heldin der Brecht-Weillschen Gossenwelt mit ihren Lumpen, Gaunern und leichten Madämchens. Fischer, ein Experte für solche Art Aufführungen, fügt geschickt die Zeitgeschichte hinzu. Entlang von Lenyas Biografie und der Weill-Musik macht er die politischen Machtverhältnisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts greifbar. Ein hervorragendes Musikerquartett, Christian Frank, Herbert Berger, Andy Mayerl und Klaus Pérez-Salado, interpretieren einiges an Neu- und Wiederentdeckungen so stimmig, wie die Gassenhauer aus der „Dreigroschenoper“, „Mahagonny“ oder „Happy End“. Was dieses Sona-MacDonald-Fest aber vor allem anderen auszeichnet, ist ihr Bühnenpartner Tonio Arango. Mit ihm wird das Solo für Sona zum Psychogramm eines komplizierten Künstlerpaares. Er schlüpft in die Rollen aller Lenya-Männer.
Michaela Mottinger, http://www.mottingers-meinung.at, 31.03.2017
Die fabelhafte Sona MacDonald hat sich Lotte Lenya in Stimme, Gestik, Gang und Mimik virtuos angeeignet – und wie! In den Rollen all ihrer Männer macht Tonio Arango nicht nur als Kurt Weill eine sehr gute Figur. Torsten Fischer (auch Regie) sowie Herbert Schäfer und Vasilis Triantafilopoulos haben eine ideale Bühnenschräge geschaffen, hinter der die vierköpfige ganz exzellente Live-Band unter der Leitung von Christian Frank platziert ist. Eine grandiose Aufführung, die Herz und Hirn gleichermaßen anspricht, die Lust auf mehr macht. Chapeau!
Peter Jarolin, KURIER, 02.04.2017
Verrucht gut! Begleitet von einer tollen Jazz-Combo unter der Leitung von Christian Frank geben Sona MacDonald als Lenya und Tonio Arango ein wundervolles, aus der Zeit gefallenes Liebespaar. Nicht nur Weill-Lieder, auch Zitate aus Briefen der beiden aneinander machen daraus eine formidable, mitreißende Aufführung.
www.falter.at