EURO-STUDIO Landgraf
Aus dem Nichts
Politthriller nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin
(Drehbuch: Fatih Akin, Hark Bohm)
Bühnenfassung für das EURO-STUDIO: Miraz Bezar
ca. 27.09.2019 – 10.11.2019
Regie: Miraz Bezar
Ausstattung: Monika Maria Cleres
Video: Philipp Figueroa
Mit Anna Schäfer (Katja), Mathias Kopetzki, Christian Meyer, Martin Molitor, Maika Troscheit,
Constanze Aimée Feulner, Philip Wilhelmi
Anna Schäfer hat gerade die Dreharbeiten zur sechsteiligen ARD-Serie „Bonusfamilie“ abgeschlossen. Außerdem ist sie u. a. in „Tatort“ zu sehen, in der ZDF-Krimireihe „Stralsund“ (Folge: „Kein Weg zurück“) sowie an der Seite von Sophie von Kessel im TV-Thriller „Du bist nicht allein“.
Es gab in der Geschichte der Bundesrepublik nur vier Prozesse, die international für Aufsehen sorgten und als Meilensteine für die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte gelten:
• die Nürnberger Prozesse ab 1945, in denen ein internationales Militärtribunal die Haupt-NS-Täter für ihre Verbrechen zur Verantwortung zog
• die Auschwitz-Prozesse ab 1963 in Frankfurt, in denen durch die Auseinandersetzung mit dem Holocaust erstmals auch die Mittäter für ihre Beihilfe zum Massenmord in den Vernichtungslagern zur Rechenschaft gezogen wurden
• die Stammheim-Prozesse ab 1975 in Stuttgart gegen einige Mitglieder der terroristischen Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF)
• und der Münchner NSU-Prozess ab 2013
2017 brachte der auch international renommierte Hamburger Filmemacher Fatih Akin einen Film über rechtsextremistische Morde in Deutschland aus Sicht der Opfer und Hinterbliebenen heraus. Jetzt geht der brandaktuelle Stoff über den Umgang des deutschen Rechtsstaats mit Opfern und Tätern nationalsozialistischer Verbrechen als Bühnenstück mit dem EURO-STUDIO auf Tournee!
„Aus dem Nichts“ zieht den Zuschauer in einen seelischen und moralischen Konflikt von schier antiker Wucht hinein. [Das macht das Thema] zu einem eindringlichen berührenden Drama.
Ursula März, www.zeit.de/audio, 22.11.2017
Der Journalist und Publizist Wolf Wetzel ist Autor des Buchs „Der NSU-VS-Komplex. Wo beginnt der Nationalsozialistische Untergrund – wo hört der Staat auf?“ und hat am 06.11.2019 einen Artikel über den Film und unser Theaterstück „Aus dem Nichts“ auf der politischen Website NachDenkSeiten veröffentlicht.
Zum Inhalt
Es ist eine Geschichte, die man nie erleben möchte, ein emotionales Drama über Verlust und Trauer, das noch lange beschäftigt: An einem Nachmittag bringt Katja ihren kleinen Sohn Rocco ins Büro ihres deutsch-kurdischen Mannes Nuri. Als sie am Abend zurückkehrt, sind beide tot. Eine vor dem Büro deponierte Nagelbombe hat alles zerfetzt. Katjas Welt hat sich aus dem Nichts heraus für immer verändert. Vor dem Anschlag hatte sie am Tatort eine junge Frau gesehen, die ihr mit einem schwarzen Behälter bepacktes Fahrrad an einer Laterne abstellte. Doch statt diese Spur zu verfolgen stürzt sich die Polizei lieber auf Nuris angebliche Kontakte ins Rotlichtmilieu und hält das Opfer für einen Täter. Dann gehen den Beamten zufällig die wahren Täter ins Netz. Hauptverdächtig ist das Neonazipärchen Möller. Aber der Prozess entwickelt sich anders als Katja erhofft. Obwohl ihr Anwalt Danilo von einer wasserdichten Beweislage ausgeht – in der Garage des Paares werden alle Bestandteile für den Bau einer Bombe gefunden –, gelingt es dem Verteidiger der Angeklagten durch eine perfide Verteidigungsstrategie, die eindeutigen Indizien in Frage zu stellen und den Prozess zu deren Gunsten zu entscheiden: Die Möllers werden aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Gedemütigt und entsetzt weiß Katja nicht mehr, was sie tun soll. Doch dann gibt es neue Erkenntnisse…
Der Regisseur und Autor Fatih Akin besuchte für die Recherche zu seinem hochaktuellen Filmdrehbuch drei Gerichtsverhandlungen des NSU-Prozesses. Anlässlich der Premiere seines Films in Cannes sagte er: »Der Skandal bestand nicht darin, dass deutsche Neonazis zehn Menschen getötet hatten. Der eigentliche Skandal bestand darin, dass die deutsche Polizei, die Gesellschaft und die Medien alle überzeugt waren, dass die Täter Türken oder Kurden sein müssten, dass irgendeine Mafia dahintersteckte.« Diese Frustration war für ihn eine Initialzündung, das Drehbuch zu „Aus dem Nichts“ zu schreiben.
„Aus dem Nichts“ ist ein meisterhafter Politthriller vor dem Hintergrund der deutschen NSU-Morde, der auf ein provozierendes Ende hinausläuft. Die Parallelen zu der Mordserie von Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe sowie zum anschließenden NSU-Prozess liegen auf der Hand. Die rechtsradikalen Terroristen ermordeten mutmaßlich zehn Menschen und verübten Raubüberfälle und drei Sprengstoffanschläge. Die Polizei tappte jahrelang im Dunkeln und suchte im Umkreis der sowieso schon traumatisierten Opfer nach den Tätern, oder – noch schlimmer – machte die Opfer zu Tätern. Niemand vermutete die Täter im rechten Milieu.
„AUS DEM NICHTS“ – Der Film
2017, 27. Mai: Weltpremiere des Films beim Filmfestival in Cannes.
Hauptdarstellerin Diane Kruger wurde für ihre Leistung mit dem Darstellerpreis als beste Hauptdarstellerin geehrt.
Auszeichnungen
2017 Prädikat »besonders wertvoll«
»Auch wenn die Zuschauer die Fakten kennen (…) ist „Aus dem Nichts“ spannend bis zum Schluss. Ein hervorragend erzähltes, mutiges Drama, das die Jury durch seine minutiöse Dramaturgie überzeugt hat. Sehr nuanciert arbeitet Akin das auf, was nach einer solchen Katastrophe vermutlich geschieht. Schock, Wut, Hass, Trauer, Verzweiflung.« Für diese Leistung erteilte die Jury einstimmig das Prädikat »besonders wertvoll«.
2018 Golden Globe – die nach dem OSCAR höchste Auszeichnung Hollywoods (als Bester nicht-englischsprachiger Film)
2018 Critics’ Choice Award – auch diesen von über 300 Kritikern verliehenen Preis erhielt der Film in der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film
2018 Im OSCAR-Rennen um den Besten nicht-englischsprachigen Film stand „Aus dem Nichts“ auf der Shortlist der letzten neun Werke aus insgesamt 92 Ländern.
2018, 27. April: Deutscher Filmpreis für das Beste Drehbuch.
Zum Thema
Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)
Der NSU war eine neonazistische terroristische Vereinigung in Deutschland, die um 1999 zur Ermordung von Mitbürgern ausländischer Herkunft aus rassistischen und fremdenfeindlichen Motiven gebildet wurde und bis 2011 bestand. Die Haupttäter Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe stammten aus Jena und lebten ab 1998 untergetaucht in Chemnitz und Zwickau. Sie ermordeten zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin, verübten drei Sprengstoffanschläge (Nürnberg 1999, Köln 2001 und 2004) und 15 Raubüberfälle. Der NSU wurde ab dem 4. November 2011 öffentlich bekannt, als Mundlos und Böhnhardt tot in einem ausgebrannten Wohnmobil gefunden wurden und Zschäpe ihre Zwickauer Wohnung abbrannte sowie Bekennervideos versandte. Bis dahin hatten die Ermittler der Polizei rechtsextreme Hintergründe der Verbrechen weitgehend ausgeschlossen und Täter im Umfeld der Opfer gesucht, was viele Angehörige stigmatisierte. Inlandsnachrichtendienste hatten die rechtsextreme Szene jahrelang beobachtet und durch V-Leute im NSU-Umfeld indirekt finanziell gefördert. Vielschichtiges Versagen und widersprüchliche Beweislagen u. a. zum Tod von Mundlos und Böhnhardt, führten zu einer tiefen Krise der deutschen Sicherheitspolitik. Am 6. Mai 2013 wurde der NSU-Prozess gegen Zschäpe und vier mutmaßliche Gehilfen vor dem Oberlandesgericht München eröffnet. Am 11. Juli 2018 verurteilte das Gericht Beate Tschäpe zu lebenslanger Haft bei besonderer Schwere der Schuld, die Mittäter zu geringeren Haftstrafen. Die Verteidiger aller Angeklagten legten Revision ein, die Bundesanwaltschaft lediglich im Fall von André E.
„Aus dem Nichts“ erzählt auch die Geschichte »des deutschen Rechtsstaates im Umgang mit der NSU«.
Ursula März, ZEIT Online, 22.11.2017 (Filmkritik)
ANNA SCHÄFER – Katja
Verletzlichkeit, Angst, Verlust, selbstzerstörerische Aggression, dünnhäutige Hilflosigkeit — einer Schauspielerin, die wie Anna Schäfer viele verschiedene Charaktere gespielt hat, ist die Rolle der Katja, die Ausbrüche ebenso wie die Zwischentöne der Verzweifelten, die sie auch ohne Worte spielen muss, quasi auf den Leib geschrieben. Ihre Ausbildung, die sie um einen Acting-Workshop bei Susan Batson vom Actors Studio New York ergänzte, absolvierte die gefragte Schauspielerin und Sängerin von 1995 bis 1999 an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Schon bei ihrem Theaterdebüt an den Hamburger Kammerspielen konnte sie in der Hauptrolle der Lilian in „Happy End“ ihre Vielseitigkeit bei den mit spezifischem Stil zu singenden Kurt-Weill-Songs beweisen. Weitere Gastengagements führten die Tochter der Thalia-Theater-Schauspielerin Angelika Thomas und des Regisseurs Roland Schäfer über das Renaissance Theater Berlin (Käthchen in „The Black Rider“) zu den Bad Hersfelder Festspielen. Im Anschluss an ihr Engagement am Stadttheater Bern (1999-2001) spielte sie die Buhlschaft im Hamburger „Jedermann“ (2001). Gastauftritten bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Schauspiel Köln folgten Festengagements, z. B. am Theater Krefeld-Mönchengladbach (2003-2006), wo sie u. a. als Hope in Cole Porters Musical „Anything Goes“ zu sehen war. Anschließend ging sie ans Schauspielhaus (2007/2008) und ans Prinz Regent Theater Bochum (2010/11). Ihre in Heidelberg zu sehende Interpretation der Rosalinde in Shakespeares „Wie es euch gefällt“ war »ein Meisterstück«. (Harald Raab, nachtkritik.de, 14.12.2012). Seit 1994 ist Anna Schäfer auch in vielen Fernsehproduktionen zu sehen, u. a. in so erfolgreichen Reihen und Serien wie „Alles außer Mord“, „St. Angela“, „Polizeiruf 110“, „Alarm für Cobra 11“, „Abschnitt 40“, „Die Bergretter“, „Heldt“, „SOKO Kitzbühel/Köln/Wismar“, „Inga-Lindström“ oder „Tatort Dortmund“. Neben vielen Fernsehfilmen wie u. a. „Zwei Männer am Herd“ (1998), „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ (2013) oder „Stralsund – Kein Weg zurück“ (2017) drehte sie Kinofilme (u. a. 2014 „Die dunkle Seite des Mondes“ nach dem Bestseller von Martin Suter). Von 2011-2015 stellte die Allrounderin ihr komisches Talent in der Comedy-Serie „Knallerfrauen“ an der Seite von Martina Hill (Deutscher Comedypreis 2012 und Deutscher Fernsehpreis als Beste Sketch-Comedy) unter Beweis. Einem breiten Fernsehpublikum wurde sie ab 2009 in der Sat.1-Seifenoper „Eine wie keine“ bekannt, in der sie 146 Folgen lang die Rolle der verrückten Designerin Emily Körner spielte. 2019 ist sie u. a. in „Tatort“ zu sehen, in der ZDF-Krimireihe „Stralsund“ (Folge: „Kein Weg zurück“), an der Seite von Sophie von Kessel im TV-Thriller „Du bist nicht allein“ sowie in der ARD-Serie „Bonusfamilie“, die wegen des großen Erfolgs fortgesetzt wird. Die Schauspielerin mit der schönen Mezzosopran-Stimme ist auch deutschlandweit mit satirisch-musikalischen Programmen und ihrer von einen hochklassigen Team produzierten Jazz-Formation ANNA & der SWING CLUB unterwegs. Unter anderem ist auch ihr Liederabend „Seemannsbraut ist die See“ zusammen mit ihrer Mutter auf CD erschienen.
MATHIAS KOPETZKI – Danilo, Katjas Anwalt
Der in Osnabrück geborene Schauspieler und Autor absolvierte nach Abitur und Zivildienst von 1994-1998 sein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst ‚Mozarteum‘ in Salzburg. Es folgten Festengagements am Berliner Ensemble, am Schauspiel Köln, am Schauspielhaus Graz und am Volkstheater Rostock. Seit 2006 ist er freischaffend tätig und hatte Gastengagements u. a. bei den Salzburger Festspielen, an der Dresdner Semperoper, bei den Wiener Festwochen, beim Edinburgh International Festival, am Bremer Theater, Hans Otto Theater Potsdam, Theater Essen, Oldenburgischen Staatstheater, Staatstheater Cottbus und am Theater Siegen. In bislang knapp 80 Inszenierungen arbeitete er mit über 50 renommierten Regisseuren zusammen, z. B. mit Peter Zadek, Claus Peymann, Robert Wilson, Peter Stein, Volker Hesse, Torsten Fischer sowie mit Musikgrößen wie Herbert Grönemeyer oder Christian Thielemann. Darüber hinaus tritt Mathias Kopetzki mit zahlreichen Eigenproduktionen und Lesungen auf, u. a. beim Internationalen Literaturfestival Berlin, beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens, für die Tucholsky-Gesellschaft oder die bundesweit veranstalteten Shuttle-Lesungen. Daneben ist er für Funk, Film und bei allen TV-Sendern im Bereich Krimi und Unterhaltung tätig. Er synchronisierte zahlreiche Spielfilme und Fernsehserien, spricht TV-Dokus, Werbespots oder Hörbücher ein, gibt Theater- und Literaturkurse an Volkshochschulen, war Dozent an diversen Schauspielschulen und tourte jahrelang mit seiner eigenen Band Kästner gets the Blues durch die Lande. 2002 erhielt er gemeinsam mit dem Rest des Grazer Ensembles für „LKH – eine Theatersoap“ den österreichischen ‚Theater-Oscar“ NESTROY und war 2000 mit zwei Kölner Produktionen zum Berliner Theatertreffen bzw. den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Sein autobiografisches Romandebüt „Teheran im Bauch“, mit dem er bei über 70 Lesungen, im Fernsehen und Rundfunk auftrat, erschien 2011 bei Random House. Ein Jahr später folgte die Bahnsatire „Im Sarg nach Prag“ im Piper Verlag und wurde ein kleiner Bestseller. 2017 veröffentlichte er den ebenfalls autobiografisch geprägten Roman „Bombenstimmung – Wenn alle denken, Du bist ein Terrorist“ bei Bastei Lübbe, der aktuell bei Lesungen in ganz Deutschland und der Schweiz sowie von der Presse gefeiert wird.
Pressestimmen
Miraz Bezar inszeniert das NSU-Drama (…) hochspannend und beklemmend
Anna Schäfer spielt überzeugend, wie Katja Traumata durchlebt, an sich zweifelt, von der Polizei gedemütigt wird, fast zerbricht. (…) Aus einer jungen, (…) selbstbewussten Frau wird ein Nervenbündel, blass, fahrig, unausgeschlafen.
WOLFSBURG Hans Karweik, Wolfsburger Nachrichten, 2.10.2019.
Am Schluss frisst der Schredder die Akten und Fakten. Politik hat sich nicht dem Recht, Recht hat sich der Politik unterzuordnen. Das ist die Kernaussage von „Aus dem Nichts“. (…)
Bezar [hat] einen eigenen, sehr intensiven Zugang zum Thema gefunden. Das Premierenpublikum wusste das am Samstag zu würdigen. Es gab langanhaltenden Applaus.
SCHWEINFURT Karl-Heinz Körblein, Schweinfurter Tagblatt, 2.10.2019.
Beklemmender Politthriller bannt das Publikum
Einen Politthriller auf die Bühne zu bringen, ist nicht so einfach. Regisseur Miraz Bezar zeigt (…), wie es funktionieren kann. (…)
Er stellt in der beklemmenden Inszenierung (…) das Leiden der Katja (…) in den Mittelpunkt. Für Anna Schäfer war das Schwerstarbeit. (…) Wutausbrüche, Verzweiflung, Erschöpfung und Ohnmacht werden gezeigt.
Christian Meyer gab dabei einen ekelhaft guten Verteidiger und spielte ebenso überzeugend noch eine Bad-Guy-Rolle, als er als Staatssekretär verkündet, dass das Wohl des Staates über dem des Einzelnen steht.
WOLFSBURG Robert Stockamp, Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 2.10.2019.
Katja (…) ist eine Frau, die zerstört wird. (…) Sie kann sich nicht gegen die umfassende Zerstörung und Uminterpretation ihres Lebens zur Wehr setzen. (…) Das Leben (…) mit Mann und Kind (…) wird ihr entrissen, zerrissen, irreparabel zerstört. (…) Eine sehr bemerkenswerte Leistung. (…)
Martin Molitor spielt einen Kriminalkommissar, einen Prozesszeugen, den Vater des Nazi-Terroristen, und er gibt jedem einen eigenen Ausdruck. (…) Maika Troscheit [spielt] Katjas dumpfbackige Mutter ebenso klar wie die Kriminalbeamtin, die sich der Staatsräson unterwirft. (…)
Das Publikum (…) hat verstanden. Die meisten stehen am Ende auf, um langanhaltend Beifall zu klatschen.
BRUNSBÜTTEL Ulrike Krickau, Brunsbütteler Zeitung, 4.10.2019.
Eine Geschichte, die man nie erleben möchte
Polit-Thriller (…) zeigt (…) beklemmende Aktualität
Anna Schäfer [führt] mit großer Wucht den persönlichen Albtraum eines Opfers vor Augen, die Abgründe, die sich (…) auftun. (…)
Sehr gelungen ist die Bühne (…).
SCHÜTTDORF Dagmar Thiel, Grafschafter Nachrichten, 5.10.2019.
„Aus dem Nichts“ in packenden Bildern
Es läuft alles schief. – nicht nur die Ermittlungen! Auch der Bühnenrahmen hängt schräg. Ein Kunstgriff der Raumwirkung, die ansonsten mit klaren Linien, Podesten, Treppen überzeugt (…).
Alle Protagonisten zeigen Vielseitigkeit (…) und überzeugen mit großem Engagement und Einfühlungsvermögen. (…)
Die Geschichte ist packend erzählt. (…) Stille im Zuschauerraum – dann begeisterter Applaus.
AMBERG Marielouise Scharf, Amberger Zeitung, 7.10.2019.
Die Bühnenfassung des Akin-Films ist entschiedener als die Kinovorlage.
HERFORD Ralf Bittner, Neue Westfälische, 10.10.2019.
Hochaktuelles Schauspiel
Die Wucht des seelischen und moralischen Konflikts erfasste das Publikum wie die Nagelbombe die Getöteten: Vater und Sohn. Sich dem zu stellen, dazu gehörte Mut. Was Regisseur (…) Bezar als Polit-Thriller beschreibt und auf Basis des gleichnamigen Films von Fatih Akin produzierte, war wichtig wie ein antikes Drama. (…)
Der weiße Spielrahmen war Synonym des aus den Angeln gehobenen Lebens von Opfer Katja (einer grenzenlos authentischen Anna Schäfer) und Monitor-Screen für die Breaking-News zur militanten rechten Szene in Deutschland und ihrer gefährlichen Vernetzung. Perfide, dass auch der Richterstuhl von Maika Troscheit in dem schiefen Rahmen gut Platz fand. (…)
Mittelpunkt der Bühne von Monika Maria Cleres war die Schieflage über die Einschätzung von rechter Gewalt. (…)
Unbedingt empfehlenswert.
DIEPHOLZ Simone Brauns-Bömermann, Diepholzer Kreisblatt, 15.10.2019.
„Aus dem Nichts“ (…) lässt das Publikum (…) betroffen und nachdenklich nach Hause gehen
Der Terror in Halle an der Saale (…) sorgte für ebenso dramatische wie entsetzliche Aktualität. Wie sahen den Politthriller „Aus dem Nichts“ nur zwei Tage später (…) im gut besuchten Theater der Lennestadt. Was dem Stück eine extreme Wirkung aufs Publikum verleiht, ist die Tatsache, dass es sich nicht um ein fiktives Sujet, sondern um die knallharte, kaum zu fassende Realität handelt. (…)
Das Stück macht betroffen. Verständnislos. Entsetzt. Wütend. Heiligt für Kriminalämter und für die Politik im Kampf gegen den Extremismus – egal, ob von links oder rechts – der Zweck wirklich jedes Mittel? (…) Und wankt der doch so hoch gelobte Rechtsstaat nicht in seinen Grundfesten, wenn es dann heißt: Die Politik folgt nicht dem Recht, sondern das Recht der Politik?! (…)
Die Fragen nach der Rechtsstaatlichkeit unseres Rechtsstaates sind leider so aktuell wie nie. (…)
Anna Schäfer bindet mit ihrem Spiel das Publikum in all ihre Wut und Verzweiflung ein, lässt ihm keine Chance zu entkommen.
MEGGEN, Werner Riedel, Westfälische Rundschau, 15.10.2019.
Nach dem Ende des Stücks ist es minutenlang still im Theaterraum, es dauert eine Weile, bis der erste Zuschauer zaghaft anfängt zu klatschen. Nach und nach stimmen alle ein und erheben sich zu verdienten stehenden Ovationen für die Schauspieler. (…) Ein berührender Abend.
PEINE Antje Ehlers, Peiner Allgemeine, 23.10.2019.
„Aus dem Nichts“ zeigt (…) die Unterschätzung rechter Gewaltnetzwerke. (…)
Das Gastspiel (…) hinterließ (…) ein tief betroffenes Publikum, das die hervorragende Inszenierung und die erschütternde Teamleistung der Schauspieler nach einigen Sekunden der atemlosen Stille mit riesigem Beifall belohnt. (…)
Der Hintergrund der Aufführung wurde durch ein Einführungsgespräch für Interessierte mit dem Schauspieler Christian Meyer eingeleitet und nach Schluss der Vorstellung stellte sich das gesamte Ensemble erneut zur Diskussion. Die allgemeine Betroffenheit und die Qualität der Aufführung brachte eine Zuschauerin auf den Punkt: »Das war gespielte Wirklichkeit«.
TITISEE-NEUSTADT Erich Krieger, Badische Zeitung, 23.10.2019.
Fesselnde Inszenierung
Es scheint, als würden 250 Personen den Atem anhalten. Oder vielmehr, als hätten sie ihn knapp zwei Stunden lang angehalten und als könnten sie erst jetzt, am Ende der Vorstellung, ihrer Beklemmung Luft machen. Eine unendlich lange Minute dauert es, bis das erste Klatschen einsetzt. Es wächst zu einem stürmischen Applaus an. (…) Anna Schäfer nimmt die Zuschauer mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt durch Verluste und Trauer, durch Verletzlichkeit, Angst und Aggression – und stummer Hilfslosigkeit. (…)
Es ist ein Schock. Den Knall, das grelle Pfeifen noch im Ohr. (…)
Ein Theaterstück, bei dem nicht wenigen Zuschauern erst einmal die Worte fehlen. (…) Auch wenn die Fakten nicht neu und die Parallelen zu den NSU-Morden nicht nur offensichtlich, sondern vom Regisseur ganz bewusst mit dem Theaterstück verbunden sind, trifft es den Zuschauer auf eine ganz andere Art und Weise – sehr emotional, sehr direkt, sehr tief. Ein Nagel, der direkt ins Herz geht.
HEIDENHEIM Joelle Schilk, Heidenheimer Neue Presse, 26.10.2019.
Miraz Bezar (…) hat mit Anna Schäfer eine ebenso vielseitige wie einfühlsame, auch expressive Schauspielerin, die sichtbar macht, wie hier eine starke Frau, der die Familie genommen wurde, systematisch zerstört wird. (…)
Beeindruckend Martin Molitor als Kriminaler, Vater des Attentäters und Zeuge der Verteidigung. [Beeindruckend] Christian Meyer als knallharter Verteidiger des Nazipaares, Maika Troscheit als Mutter und Richterin, Constanze Aimée Feulner als Katjas Freundin, eiskalte Sachverständige und Angeklagte Edda Möller. Philip Wilhelmi als Angeklagter, Staatsanwalt und Journalist. (…)
„Aus dem Nichts“ ist jederzeit wieder möglich.
HAMELN Richard Peter, DEWEZET, 30.10.2019.
Zutiefst berührende und betroffen machende Bühnenversion des Films „Aus dem Nichts“ von Fatih Akin (…). Ein bedrängendes und sehr aktuelles, durch viele Videos ergänzendes Schauspiel, dem (…) lang anhaltender Applaus folgte.
DAHLBRUCH (lip), Siegener Zeitung, 02.11.2019.
Natürlich muss sich Miraz Bezars Bühnenfassung von „Aus dem Nichts“ mit Fatih Akins Film (…) vergleichen lassen. Sie ist mindestens ebenso beeindruckend, berührt aber noch tiefer. (…) Anna Schäfer (…) mit beeindruckender Schauspielkunst zwischen Trauer, Verzweiflung, Niedergeschlagenheit und Wut (…). Die übrigen Schauspieler verkörpern jeweils verschiedene Rollen, und sie tun es großartig. (…)
Das Publikum (…) schweigt minutenlang. Dann setzt ein Orkan des Beifalls ein.
DAHLBRUCH Wolfgang Leipold, Westfalenpost, 3.11.2019.
Erst geschieht der Mord, dann der Rufmord. „Aus dem Nichts“ bricht Katjas Welt zusammen. Statt Beistand nach dem Verlust von Ehemann und Kind erfährt die junge Frau Schuldzuweisungen – selbst von der eigenen Mutter. Der Staat, der ihr Gerechtigkeit schaffen sollte, wird ihr zum Feind. Nur im Publikum findet sie Verständnis. (…)
Was die Wirklichkeit gemeinhin nicht so leisten kann, wie es die Bühne vermag, zeigten unter anderem die Rollen von Christian Meyer und Martin Molitor.
Als Vater des Mörders einerseits und als linientreu in die falsche Richtung ermittelnder Kommissar andererseits maß Molitor überzeugend den Spielraum menschlicher Anteilnahme und den des Rechtsbewusstseins aus.
Als „Staatssekretär“ belehrte Meyer gegen Ende des Stücks über den angeblichen Primat der Politik vor dem Gesetz.
KAMEN Werner Wiggermann, Hellweger Anzeiger, 04.11.2019.
Die Zuschauer sind erstarrt angesichts der Wucht des vorher dort Gesehenen. Minutenlange lastende Stille im Kurtheater. Bis einer (…) mit dem Applaus beginnt, in den zunächst zögerlich, dann aber immer heftiger das gesamte Publikum einstimmt. Ein Schluss, wie er noch nicht da war in 35 Jahren Theaterring. (…)
Bezar hat die (…) zeitnahe Geschichte noch weiter in unsere Gegenwart geholt, hat bei der Liste des Gedenkens für die Opfer der Terroristen auch den mutigen CDU-Politiker Walter Lübcke angefügt, der erst im Juni [2019] Opfer eines Heckenschützend wurde. (…)
Christian Meyer spielte Haberbeck, den raffinierten, verschlagenen, undurchsichtigen, mit sich überschlagender Stimme agitierenden Anwalt der Terroristen mit fast furchtbarer Intensität. (…)
Martin Molitor war als in sich ruhender, selbstgerechter Hauptkommissar Reetz und als anständiger, von seinem (…) Sohn überforderter Vater (…) gleichermaßen überzeugend.
Maika Troscheit gelang es, Katjas Mutter, die in ihrem Dienst gefangene Hauptkommissarin Fischer und die Vorsitzende Richterin beim Prozess in ihrer jeweiligen Eigenart plausibel dazustellen. (…)
Miraz Bezars Schlussszene, die Darstellung der Machtlosigkeit des Rechts gegenüber den Notwendigkeiten der Politik, machten Philip Wilhemi als Staatsanwalt und (…) Christian Meyer als Staatssekretär zu einem schaurigen Finale. Das war viel Stoff zur Diskussion (…).
BAD KISSINGEN Gerhild Ahnert, Saale-Zeitung, 14.11.2019.
Das Grauen dringt ins Hirn
Es sind meist einfach nur Zahlen. Wenn die Nachrichten über die Opfer von Terror und Gewalt berichten. (…) „Aus dem Nichts“ ist anders. Die beiden Toten bleiben nicht anonym. (…) Sehr schlüssig und linear bringt Bezar die Fakten auf die Bühne, das entwickelt (…) eine ungeheure Sogkraft. (…)
Mit Anna Schäfer gibt es eine Darstellerin, die diese Frau in allen Facetten überzeugend gestaltet. Sie macht Schmerz und ohnmächtige Wut miterlebbar, eine großartige Leistung, die auch von den übrigen Mitspielern (…) getragen wird. (…)
Die gelungene Bühnengestaltung (von Monika Maria Cleres) wird von einem großen Rahmen dominiert, der aus dem Lot geraten ist. Schief und verkantet ist er ein überdeutliches Symbol und wird zum Mahnmal für ein erschütterndes Versagen auf sämtlichen Ebenen. (…)
Ein brisanter Theaterabend, der seine bedrängende Aktualität nicht erst unter Beweis stellt, wenn im Ausklang Porträts der Menschen (…) projiziert werden, die von rechtsextremistischen Tätern in Deutschland ermordet wurden. Das letzte Foto zeigt Walter Lübcke. Seit den Schüssen auf den Politiker ist nicht einmal ein halbes Jahr vergangen.
FÜRTH Sabine Rempe, Nordbayrische Zeitung, 26.11.2019.