Archiv der Kategorie: Biografien

Aakash Odedra

Der britische Tänzer mit indischen Wurzeln blieb nicht nur in seiner Heimat Großbritannien, sondern auch weltweit nicht lange ein Geheimtipp und entwickelte sich – hoch gelobt von der Fachpresse – zum Publikumsmagneten und Shootingstar des zeitgenössi- schen Tanzes. Ausgebildet wurde der in Birmingham geborene Ausnahmetänzer und -choreograf in den klassischen indischen Tanzstilen Kathak und Bharat Natyam in Birmigham, Leicester und Mumbai sowie in Indo-Jazzdance bei der Bollywood-Tanz- und Choreografie-Ikone Shiamak Davar. 2009 trat Odedra im Rahmen des von Akram Khan kuratierten Svapngata Festivals am Londoner Sadler’s Wells Theatre mit dem Kathak-Solo „Maati Re“ auf.

Der renommierteTänzer und Choreograf Akram Khan regte als Odedras Mentor an, seine hohe Musikalität und sein Ausdruckspotential auch als Choreograf zu verwirklichen und dabei die Formen- sprache und Dynamik der internationalen Tanz-Avantgarde zu nutzen, um die formale Strenge des klassischen Kathak aufzubrechen und neu zu strukturieren. So kam es, dass Odedra 2012 als Tänzer am Londoner Royal Opera House mit dem von Khan für ihn geschaffenem Tanzsolo „In the Shadow of Man“ (Musik: Jocelyn Pook) debütierte und sich dort fünf Jahre später mit Ravi Shankars einziger Oper „Sukanya“ als Choreograf präsentierte. Shankars Tochter Anoushka war eine der Musikerinnen in „Mandala“, dem 2012 von Odedra zu verblüffenden 3D-Effekten gestalteten und zum Abschluss der Kultur-Olympiade der Olympischen und Paralympischen Spiele in London gezeigten Multi-Media-Spektakel. In den von 12.000 Zuschauern besuchten Open-Air- Vorstellungen verschmolz Odedra zwei Musik- und Bewegungswelten miteinander: die Techno-Beats und Power Moves der Hip Hop/ Street Dance Company Bboys Attic und die klassische Musik- und Tanztradition des asiatischen Kulturkreises. Am 18.5.2013 wurde am Theater Freiburg (Koproduzenten Theater Oberhausen und Goethe-Institut) das von Odedra choreografierte Bollywood-Musical „Gottes kleiner Krieger“ uraufgeführt. Das Libretto von Viola Hasselberg und Jarg Pataki (auch Regie) zur Musik von Ravi Srinivasam beruht auf dem auch bei uns hoch gelobten Roman des bekannten indischen Gegenwartsautors Kiram Nagarkar, der deutschsprachig zur Frankfurter Buchmesse 2006 erschien.

Dem vielseitigen Tanzerzähler Odedra gelang auch der Brückenschlag zum Theater. In Schulen zeigte er 2016 „Hanuman the Hero“, eine Show für Kinder über die hinduistische Affengottheit Hanuman. Als Odedra in „Murmur“ seine Legasthenie visualisieren wollte, gab seine Zusammenarbeit mit dem Forschungslaborteam des Linzer Ars Electronica Futurelab den ästhetischen Auslöser, um durch Technik-Mensch-Interaktionen virtuelle Bühnenwelten zu erschließen (Ko-Choreograf war der Australier Lewis Major, die Musik komponierte Nicki Wells). Schon bei der 2013 gezeigten Arbeitsversion beim Ars Electronica Festival in Linz erregten die spektakulären visuellen Überschneidungen, in denen Odedra z. B. gegen einen Papierhurrikan kämpft, großes Aufsehen. Mithilfe des Förderpreises des British Arts Council (2014) wurde eine kurz zuvor schon bei der Edinburgh Dance Edition gezeigte Fassung für das International Dance Festival in Birmingham noch einmal weiterentwickelt. Als spartenübergreifende Produktion choreografierte Odedra 2017 eine Theater-Adaption von Amana Fontanella-Khans millionenfachem Bestseller „Pink Sari Revolution“ über Sampat Pals »Gulabi Gang«-Protestbewegung. Der 2014 publizierte Roman der pakistanisch-indischen Autorin schildert den Kampf der pinkfarbig gekleideten Inderinnen für ihre Rechte. So wichtig das Tanzvokabular anderer Choreografen für Odedra war, so wichtig war es ihm, für sein Tanztheater „#JeSuis“ Neuland zu betreten, um sein überwältigendes Gespür für theatralische Situationen auszuloten.

Aktuelle Produktion: „Samsara“
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Pascal Rioult

Der frühere französische Leichtathlet kam 1981 als Stipendiat des französischen Kultusministeriums in die Vereinigten Staaten, um dort Modern Dance zu studieren. Dort tanzte er in den Ensembles von May O’Donnell und Paul Sanasardo, bevor er von der Martha Graham Dance Company engagiert wurde. Als deren Erster Solist interpretierte er nicht nur viele der prestigeträchtigsten Rollen des Graham-Repertoires, 1990 choreografierte Martha Graham sogar eigens für ihn die Hauptrolle (Todesfigur) in ihrem Ballett „Eye of the Goddess“. Darüber hinaus tanzte Pascal Rioult als Bühnenpartner von Mikhail Baryshnikov und Joyce Herring in „El Penitente“ und wirkte in zwei TV-Specials auf, in „Martha Graham in Japan“ und in dem in der Pariser Oper gefilmten „Five Dances by Martha Graham“.
Seit Gründung seiner eigenen Company RIOULT Dance NY 1994 hat sich Pascal Rioult ganz der Entwicklung seines eigenen choreografischen Stils verschrieben sowie dem Aufbau und Erhalt eines stabilen Tanzensembles. Anna Kisselgoff von der New York Times schrieb über seine Choreografie „Black Diamond“: »…er lässt sich durchaus mit George Balanchine vergleichen.«
Pascal Rioult schuf diverse Auftragsarbeiten, u. a. für das American Dance Festival, für Cal Performances Zellerbach Hall in Berkeley (Kalifornien), für das französische Ballet du Nord in Roubaix, für das Genfer Ballett, für das New Yorker Kammerensemble The Orchestra of St. Luke’s, für die Gordon & Harriet Greenfield Foundation (USA), die Grand Marnier Foundation (USA), für das Théâtre de Saint-Quentin-en-Yvelines (Frankreich), für die Lehigh University in Bethlehem (Pennsylvania) und für das Marymount Manhattan College in New York City.
Er ist außerdem zweimaliger Preisträger des Choo-San Goh Awards for Choreography.
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