Archiv der Kategorie: Biografien

Dietmar Jacobs

Sein Germanistik- und Romanistikstudium in Köln und Siena schloss der 1967 in Mönchengladbach geborene Autor mit einer Promotion über „Das Kabarett der DDR in der Ära Honecker“ ab. Nach einer Drehbuchausbildung an der Schreibschule Köln ist er seit 1998 mit Auszeichnungen verwöhnter Hausautor am Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Gleichzeitig schrieb Jacobs zahlreiche Programme für Kabarettstars wie Jochen Busse, Christian Ehring, Richard Rogler und Thomas Freitag. Mit dem Bestsellerautor, Kabarettisten und Fernsehmoderator Jürgen Becker veröffentlichte er erfolgreiche Bühnenprogramme, Bücher und CDs wie „Der dritte Bildungsweg “ und „Dalí Dalí – Mit Jürgen Becker durch die Kunstgeschichte “. Der Borussia Mönchengladbach Fan Dietmar Jacobs ist verheiratet und lebt in Köln. Seit 1999 arbeitet er als Dozent an der Filmakademie Ludwigsburg.

TV-DREHBÜCHER (nur eine kleine Auswahl!)
Seine Headwriter-TV-Karriere begann 1996 mit einem Paukenschlag: Die Kult-Sitcom „Das Amt“ mit Jochen Busse in der Hauptrolle war einer der erfolgreichsten Comedy-Serienstarts des deutschen Fernsehens! 6,12 Millionen Zuschauer sahen 1997 die Premiere, für die er 1998 den Finalist Award des New York Festivals erhielt. Seine zweite internationale Auszeichnung, eine Gold Camera beim Los Angeles US International Film & Video Festival, gewann er für die ab November 2002 ausgestrahlte Serie „Der Tod ist kein Beinbruch“ (Konzept und Headwriting). Zum Publikumsliebling wurde Jacobs mit Erfolgsformaten wie „Mitternachtsspitzen“ (Deutscher Comedypreis 2019), „Pastewka“, der mit dem Deutschen Comedypreis 2012 ausgezeichneten „heute-show“ sowie dem Satiremagazin „extra 3“ (Deutscher Comedypreis2016, Deutscher Fernsehpreis 2018). Ab 2014 schrieb er mehrere Folgen der Quotenhit-Krimi-Comedy „Mord mit Aussicht“ mit Caroline Peters und Bjarne Mädel.

MUSICAL

„Kuno Knallfrosch“
Zu Weihnachten 2009 kamen Jacobs und der bekannte deutsche Jazzmusiker und Komponist Andreas Schnermann, mit dem er am Düsseldorfer Kom(m)mödchen zusammengearbeitet hatte, auf die Idee, ein Musical für Kinder zu schreiben. Schon ein Jahr vor der Uraufführung am Staatstheater Darmstadt wurde 2014 das von Horst Klein illustrierte Bilderbuch „Kuno Knallfrosch“ zusammen mit einer Musikhörspiel-CD im S. Fischer Verlag veröffentlicht. Nach diesem Erfolg war es klar, dass es eine Fortsetzung geben würde. Mit ebenso humorvollen Songs in vielen Stilrichtungen wurde „Kuno Knallfrosch rockt Europa“ am 5.2.2022 mit der NDR Big Band in der Elbphilharmonie Hamburg uraufgeführt.

THEATERSTÜCKE
Natürlich war es nur eine Frage der Zeit bis Dietmar Jacobs sein erstes abendfüllendes Theaterstück schreiben würde. 2003 war es soweit: Am Contra-Kreis-Theater Bonn sorgte der gestresste Schutzengel Engelbert bei der Uraufführung der Boulevardkomödie „Einmal nicht aufgepasst“ für himmlisches Vergnügen. 2006 bzw. 2016 folgten die, ebenfalls für Hauptdarsteller Jochen Busse geschriebenen, Komödien „Das andalusische Mirakel“ und die Verwechslungskomödie „Der Pantoffel-Panther“. Die 2009 uraufgeführte Komödie „Seitensprung für Zwei“, auch unter dem Titel „In jeder Beziehung“ gespielt, kreierte er (wie einige Folgen der ZDF-Serie „Typisch Mann“) gemeinsam mit Lars Albaum. Am 9.10.2024 wurde auf dem Theaterschiff Hamburg Nikolaifleet das musikalisch-satirische Solo-Stück „Schlafende Hunde – Ein hochkomischer Nachtflug“ von Dietmar Jacobs und dem Komponisten Jochen Kilian uraufgeführt, in dem eine Frau während einer schlaflosen Nacht pointiert und rasant über ihr Leben und die politischen Absurditäten unserer Zeit reflektiert.

THEATERSTÜCKE des Autorenduos DIETMAR JACOBS & ALISTAIR BEATON
Wenn zwei Meister der politischen Satire wie Beaton, einer der renommiertesten englischen Polit-Satiriker, und Jacobs, der vielfach ausgezeichnete deutsche Comedy-Kultautor, gemeinsam Stücke schreiben, kann das Ergebnis nur ein ebenso intelligentes wie komisches, höchst unterhaltsames Theaterfeuerwerk sein, in dem politische Missstände und menschliche Schwächen in bissigen Dialogen gleichermaßen aufs Korn genommen werden.

„Kardinalfehler“
Die von Theaterintendant Manfred Langner in Auftrag gegebene, raffiniert-provokante Kirchenkomödie, die auf ebenso unterhaltsame wie nachdenkliche Weise Macht, Moral und menschliche Schwächen entlarvt, wurde am 22.4.2023 am Theater Trier uraufgeführt. Darin bekommt Bischof Glöckner genau 27 Tage vor der Ankunft des Heiligen Vaters, der das vorbildlich skandalfreie Bistum Trier für seinen Besuch auserkoren hat, überraschend Besuch von einer »kleinen Dummheit« aus seiner Zeit als Priesterseminarist, die nun ihren Papa kennenlernen möchte. Wie die »Klapperstorch-Affäre« endet, bleibt – zumindest bis zum Schlussapplaus – ein streng gehütetes Geheimnis hinter den Mauern der ehrwürdigen Kirche.

„PUTSCH – Anleitung zur Zerstörung einer Demokratie“
Nach dem großen Erfolg von „Kardinalfehler“ inszeniert Manfred Langner nur sieben Monate und einen Tag später die Uraufführung (10.5.2025) der, wieder für das Theater Trier geschriebenen, hintergründigen Komödie mit Musik „PUTSCH“, die das Publikum ebenso zur Auseinandersetzung mit den Widersprüchen und Herausforderungen unserer Zeit einlädt. »Diese Anleitung ist so präzise, so aktuell und eigentlich so einfach erklärt, dass den Zuschauenden die Entscheidung zwischen Lachen und Entsetzen oft schwerfällt«. (Karin Pütz, Die Deutsche Bühne, 11.5.2025). In dieser hochaktuellen Zukunftsvision, die ebenfalls weit über den Moment der Aufführung hinauswirkt, finden Revolutionen nicht mehr durch Militärputsche statt, sondern in den Medien. Die Kult-Kabarettistin Klara Milkowski wird nach der Absetzung ihrer regierungskritischen TV-Sendung „Klaratext“ von einer rechtsextremen Partei als »Märtyrerin für die Meinungsfreiheit« für deren Wahlkampf instrumentalisiert. Als die Partei an der Regierung ist, wird das Zugpferd nicht mehr gebraucht.

Das Autorenduo MORITZ NETENJAKOB & DIETMAR JACOBS
Wenn das Comedy-Kult-Autoren-Team Jacobs und Netenjakob, das 2006 für seine Mitarbeit an der 2. Staffel der preisgekrönten TV-Sitcom „Stromberg“ mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, seine – immer auch zum Nachdenken anregende –satirische Doppelkompetenz auf der Bühne einsetzt, werden die Lachmuskeln des Theater- wie des TV-Publikums zuverlässig überstrapaziert.

MUSICAL
„Himmel und Kölle“ – Das Comedy-Musical
Buch & Liedtexte: Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob
In der am 29.10.2020 uraufgeführten, ein Jahr später als »Kulturereignis des Jahres 2021« ausgezeichneten, liebevoll-witzigen Musical-Hommage an ihre Heimatstadt Köln, erlebt der naive Provinzpfarrer Elmar eine an Sodom und Gomorrha erinnernde, turbulente Nacht in der »heiligen« Domstadt. Mitgarant des Erfolgs ihres ersten Musicals ist auch die Musik des vielfach preisgekrönten Komponisten Andreas Schnermann.

THEATERSTÜCKE
„EXTRAWURST“
Als DRAMÖDIE bezeichnen die Autoren die auf clevere Weise Komik und Tragik verbindende, anfangs harmlose Debatte um den Kauf eines neuen Grills für die Vereinsfeste eines Tennisclubs, dank derer der Verein am Ende nur noch aus dem Vorsitzenden besteht. Durch die satirisch überspitzte Halbdistanz zu beiden Genres verbinden sie in bester Tradition der im angelsächsischen Raum beliebten, zur DRAMEDY verschmolzenen, Dramatic Comedy, das Drama mit dem Esprit, der Schlagfertigkeit, dem Sprachwitz und dem Scharfsinn der Komödie. Die Uraufführungsproduktion am 6.10.2019 in plattdeutscher Sprache am Ohnsorg-Theater Hamburg, wurde 2021 bei den Privattheatertagen Hamburg mit dem Monica-Bleibtreu-Preis in der Kategorie KOMÖDIE ausgezeichnet.

Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins 2021/22 | 2022/23 | 2023/24
Erstmals an der Spitze der Werke mit den höchsten Aufführungszahlen im deutschsprachigen Raum stand „EXTRAWURST“ als »meistgespieltes« Schauspiel in der Spielzeit 2021/22. Und es war keine Überraschung, dass das Pointen-Feuerwerk 2022/23 das Ranking durch die »höchsten Aufführungszahlen« mit Bravour verteidigt hat – und in der aktuellen Werkstatistik 2023/24 zum DRITTEN MAL zu den Publikumslieblingen gehört und unter den »meistinszenierten« Stücken prominent platziert ist.
Die 2022 für den INTHEGA-Preis »Die Neuberin« nominierte, seit Frühjahr 2021 gezeigte EURO-STUDIO-Landgraf-Produktion ist im Frühjahr 2027 zum LETZTEN MAL im SPIELPLAN der KL.

„Kalter weißer Mann“
Zu einer sich hochschaukelnden Kulturkampf-Kettenreaktion wird die Trauerfeier für den verstorbenen Firmenpatriarchen. Anlass der Empörung: die Aufschrift auf der Schleife »In tiefer Trauer – Deine Mitarbeiter«. Warum steht da nur »Mitarbeiter«? Haben die Mitarbeiterinnen nicht genauso ein Anrecht auf kollektive Gefühlsäußerung? »In der brandaktuellen Gesellschaftskomödie lassen Jacobs und Netenjakob die Handlung mit immer neuen Dialogpointen eskalieren«, schrieb Stefan Reckziegel über die Premiere unserer EURO-STUDIO-Landgraf-Produktion in der KOMÖDIE Winterhuder Fährhaus (Hamburger Abendblatt, 2.8.2025).
Der am 23.4.2024 im Renaissance-Theater Berlin uraufgeführte Bühnenknüller, der schon dort mit Lachsalven gefeiert wurde, ist in der Spielzeit 2025/2026 im September/Oktober und April/Mai im SPIELPLAN der Konzertdirektion Landgraf.

Text: Birgit Landgraf

Aktuelle Produktionen: „Extrawurst“, „Kalter weißer Mann“, „Kardinalfehler“

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Miraz Bezar

Gesellschaftspolitische Relevanz und eindringliche emotionale Momente bilden den roten Faden durch das künstlerische Werk des Bühnen- und Drehbuchautors, Produzenten, Theater- und Filmregisseurs Miraz Bezar. In seinen Filmen wie in seinen Arbeiten für die Theaterbühne zeigt Bezar ein feines Gespür für Situationen, Konflikte und nuancierte Gefühle – und immer geht es um aktuelle politische Fragen. Er selbst beschrieb das in einem Interview mit dem Soziologen Savaş Taş mit den Worten: »Kunst ja – aber immer auch, um etwas Größeres zu erreichen!«

Miraz Bezar wurde 1971 in Ankara geboren und wuchs in einer politisch aktiven kurdischen Familie auf. Erste Bühnenerfahrungen sammelte er als Schauspieler am Jungen Theater Bremen und in der Berliner Off-Theaterszene. Ab Mitte der 1990er Jahre absolvierte er ein Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) in Berlin.

Jeder seiner während des Studiums an der dffb gedrehten Kurzfilme lief auf nationalen und internationalen Festivals. Internationalen Preisregen erntete Bezar mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm „Min Dît – The Children of Diyarbakır“, der auf dem internationalen A-Film-Festival San Sebastián seine Weltpremiere feierte und dort mit dem GAZTEA Youth Award ausgezeichnet wurde. Filmgeschichte schrieb Bezars Film, als er – trotz der in der Türkei brisanten Kurden-Thematik – eine Einladung zum Antalya Golden Orange Film Festival erhielt. Zum ersten Mal überhaupt wurde dort ein in der Türkei gedrehter kurdischsprachiger Film mit türkischen Untertiteln gezeigt und auch noch mit dem hochbegehrten SPEZIALPREIS DER JURY für das BESTE DREHBUCH ausgezeichnet. Auch beim Filmfestival in Istanbul ging er nicht leer aus: die GOLDEN TULIP für die BESTE REGIE für Bezar. Es folgten elf weitere Auszeichnungen weltweit. 2011 wurde er zudem als BESTER DREHBUCHAUTOR für den DEUTSCHEN FILMPREIS nominiert.

Seit 2008 macht Bezar auch Theater. An den Berliner Bühnen Ballhaus Naunynstraße und am Maxim Gorki Theater inszenierte er mehrere Stücke, u. a. „§301 – Die beleidigte Nation“ (2012) über die Ermordung des armenischen Journalisten Hrant Dink und die Komödie „Vorhaut“ (2014). Neben der Regie war er hierbei jeweils auch als Autor verantwortlich. Für das EURO-STUDIO Landgraf inszenierte und bearbeitete Bezar bereits das Drama „Aus dem Nichts“ nach dem gleichnamigen und international preisgekrönten Film von Fatih Akin. Bezars Inszenierung tourt seit 2019 erfolgreich durch Deutschland und erhielt 2020 den 1. INTHEGA-Preis DIE NEUBERIN.

Seit Bezar 2017 Jurymitglied des von der Heinrich-Böll-Stiftung ausgelobten Friedensfilmpreises der Berlinale wurde, eine Ehrung für Filme mit herausragender ästhetischer Umsetzung friedenspolitischer Inhalte, hat er diesen weltweit einmaligen Preis bereits dreimal mit vergeben. Sicher kein Zufall, denn die Jury prämiert Filme, die in besonderer Weise „im Dienst des friedlichen Miteinanders und des sozialen Engagements stehen“, schreibt die Heinrich-Böll-Stiftung auf ihrer Website. Das passt gut zu Bezars eigener künstlerischer Absicht, über die er sagt: „Wir müssen über Dinge reden, die tabuisiert sind. Nur so können wir sie dem Vergessen entreißen und Änderung bewirken.“

Aktuelle Produktionen: „Aus dem Nichts“ (1. INTHEGA-Preis 2020), „Gott“

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