Archiv der Kategorie: Allgemein

Angebote speziell
unter Corona-Bedingungen

Wenn man wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Europakonzert der Berliner Philharmoniker Kunst und Kultur nicht als verzichtbare Nebensachen betrachtet, sondern grundsätzlich als »Lebensmittel«, wird es langsam wieder Zeit, Geist und Seele mit Theaternahrung zu versorgen. Hier finden Sie eine Auswahl neuer bzw. bewährter Produktionen, die nicht nur in Hinblick auf ihren geringen Personalaufwand besonders Corona-tauglich, sondern auch ab sofort spiel- und buchbar sind.


NEU SCHAUSPIEL

Produktion Kunstfest Weimar
(Künstlerische Leitung: Rolf C. Hemke) /
EURO-STUDIO Landgraf
ENDLOSE AUSSICHT
Schauspiel von Theresia Walser
Einzeltermine nach Absprache
in der ganzen Spielzeit 2020/2021 und in der ganzen Spielzeit 2021/2022 möglich

02.09.2020 Weimar: „Endlose Aussicht“ von Theresia Walser mit Judith Rosmair im Rahmen des Kunstfest Weimar. Fotos: Thomas Müller

Jona sitzt schon seit Wochen auf einem Kreuzfahrtschiff in ihrer Einzelkabine ohne Fenster fest und versucht mit Hilfe ihres Smartphones zur Außenwelt Kontakt zu halten: Lebenszeichen und Berichte von einem Schiff, das auf dem Meer herumtreibt wie ein riesiger fauler Backenzahn… – Das neueste Stück der erfolgreichen Dramatikerin Theresia Walser (auch Regie) wird von der bekannten Schauspielerin Judith Rosmair sowie dem für das Videodesign verantwortlichen DOCUMENTA-Künstler Theo Eshetu zum Leben erweckt und feiert am 3. September 2020 beim Kunstfest Weimar Uraufführung.


NEU ENTERTAINMENT 

Produktion Y2D Productions
LEO
Eine non-verbale Physical Comedy Show von und mit Tobias Wegner
Einzeltermine nach Absprache
in der ganzen Spielzeit 2020/2021 und in der ganzen Spielzeit 2021/2022 möglich

Diese preisgekrönte Ein-Mann-Show ist ein überraschendes, witziges, surreales und berührendes Stück, das mit Hilfe des cleveren Zusammenspiels von Live-Performance und Videoprojektion mit unserer Wahrnehmung spielt.


NEU BALLETT / TANZ
unter Berücksichtigung der aktuellen Auflagen für Tanz 

Produktion Bayerisches Junior Ballett München
(ehem. Bayerisches Staatsballett II)
UnHEAVEN / UNSTERBLICHE GELIEBTE
BEETHOVEN- UND ORFF-PROGRAMM
neoklassisch / zeitgenössisch
Einzeltermine nach Absprache
in der ganzen Spielzeit 2020/2021 und in der ganzen Spielzeit 2021/2022 möglich

Das Beethoven- bzw. Orff-Gedenkjahr 2020 inspiriert Jörg Mannes und Martina La Raggione zu neuen Choreografien zu Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 und Carl Orffs „Tanzende Faune“. Uraufführung war im November 2020 in der Bayerischen Staatsoper München geplant, der Ersatztermin wird bekanntgegeben.


SCHAUSPIEL

Produktion EURO-STUDIO Landgraf
OSKAR UND DIE DAME IN ROSA
Schauspiel von Eric-Emmanuel Schmitt
Mit Doris Kunstmann
3. INTHEGA-Preis DIE NEUBERIN 2007
Einzeltermine nach Absprache
in der ganzen Spielzeit 2020/2021 und in der ganzen Spielzeit 2021/2022 möglich


CROSSOVER

Produktion Schlosspark Theater Berlin/Ruhrfestspiele Recklinghausen/
Théâtre National du Luxembourg/TONART Ulrich Gebauer
HERZLEID LOS
Ulrich Gebauer spielt, spricht und singt Erich Kästner
Ein musikalisch-literarischer Kästner-Abend
Einzeltermine nach Absprache
in der ganzen Spielzeit 2020/2021 und in der ganzen Spielzeit 2021/2022 möglich


CROSSOVER

Produktion EURO-STUDIO Landgraf
UDO JÜRGENS
Eine Hommage an sein Leben und seine größten Hits
Mit Christian Mädler, Gudrun Schade und Live-Band
ca. 2.  – 30. November 2020
ca. 15. April – 15. Mai 2021
weitere Termine,
auch in der Spielzeit 2021/2022, auf Anfrage

Lasst die Theater offen!
Simon Strauss in der FAZ

Symbolfoto: Comeback im Gegenlicht (C) Bernd BöhnerWarum erlaubt die Politik, dass Menschen in überfüllten Zügen sitzen, aber will zweihundert schweigenden Maskenträgern den Theaterbesuch verbieten? So verliert sie ihre Autorität.

Im „Heute Journal“ sagte der Regierende Bürgermeister von Berlin noch vor wenigen Tagen einen Satz, der eine ganze Branche aufatmen ließ: »Unser Problem ist nicht der Theaterbesuch«. Nicht das Bühnenspiel vor einer kleinen, schweigenden, maskierten Zuschauermenge, sondern die privaten Feierlichkeiten ließen die Infektionsraten explodieren, »alle Situationen, in denen es nicht geordnet abläuft«. Im Deutschen Theater läuft es geordnet ab. Man steht draußen vor dem Eingang bis eine Klingel ertönt, dann geht man maskiert in den Zuschauerraum, setzt sich auf seinen Platz mit Abstand zu den Anderen, schweigt, schaut, staunt oder schäumt, applaudiert verhalten – das aerosollastige Bravo-Rufen ist im Theater sowieso schon seit längerem außer Mode gekommen – und macht sich schnell wieder aus dem Staub.

Keine Kurzkritik an der Garderobe, kein gemeinsames Weinglasschwenken in der Lobby. Die Theater geben landauf, landab ihr Bestes, um die gefürchtetste Nachrichtenzeile zu verhindern: »Superspreading im Theater«. Und doch, obwohl bisher keine einzige Infektion durch einen Theaterbesuch belegt ist, droht die Politik in einigen Regionen den Bühnenhäusern jetzt mit einer Verschärfung der Corona-Auflagen. […] Wenn die Politik zulässt, dass Menschen in überfüllten Bahnabteilen eng zusammensitzen und mit herabhängender Maske telefonieren, aber verbietet, dass zweihundert schweigende Zuschauer in einem großen Theaterhaus mit gehörigem Abstand voneinander einen „Don Karlos“ schauen, dann riskiert sie ihre Autorität. Man muss nicht mit falschem Pathos die „Kulturnation“ anrufen oder im Norbert Blümschen Überschwang schwören: »Ihr Theater ist sicher«, um mit aller Entschiedenheit darauf hinzuweisen, dass die Theater keine »kleineren Übel« sind, mit denen man widerstandslos umspringen kann, um seine gefährdete Handlungsfähigkeit zu beweisen. Wer die Theater schließt, nimmt einer ganzen Gesellschaft die Hoffnung auf Gegenwelt und Unterhaltung. Jetzt, wo wir mit bangem Blick auf einen trüben Winter schauen, kann man nur sagen: ohne hellerleuchtete Theaterhäuser wird er noch viel düsterer.

Simon Strauss: Lasst die Theater offen!, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.10.2020
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