EURO-STUDIO Landgraf in Zusammenarbeit mit
tjg. theater junge generation, Dresden
AUERHAUS
Schauspiel nach dem SPIEGEL-Bestseller von Bov Bjerg
in der Bühnenfassung von Kathi Loch
ca. 15.02.2021 – 05.03.2021
Mit: Florian Rast, Tomás Heise, Rebecca Selle, Charlotte Mednansky,
Emma Henrici, Felix Utting
Mögliche Umbesetzungen werden wir bis zur Herbst-INTHEGA-Tagung mitteilen.
Regie: Philippe Besson
Ausstattung: Ulrike Kunze
Musik: Katharina Lattke
Musik: „Our House“ von Madness
Über Bov Bjergs Überraschungsbestseller hieß es in Deutschlandradio:
»Bov Bjerg erzählt mit hinreißendem Ton und größtem Gespür für seine jungen Protagonisten von Freundschaft, Lebensmüdigkeit, Trost und Liebe. Jeder Satz sitzt. Jeder Satz trifft. (…) Die Wärme, der Klang und vor allem die Kraft dieses Romans wirken noch lange nach.«
Inhalt
„Auerhaus”: das neue „Tschick”
Ende der 1980er in der Provinz. Sechs Freunde und ein Versprechen: Ihr Leben soll nicht in Ordnern mit der Aufschrift »Birth – School – Work – Death« abgeheftet werden. Deshalb ziehen sie gemeinsam ins Auerhaus, das so heißt, weil die Nachbarn von dort ständig den Hit „Our House“ von Madness hören, aber kein Wort Englisch verstehen. Also: Auerhaus wie Auerhahn (oder doch wie Aua-Haus?). Eine Schüler-WG auf dem Land – unerhört! Aber die Auerhaus-Bewohner wollen nicht nur ihr eigenes Leben leben, sondern vor allem das ihres Freundes Frieder retten, der schon einmal versucht hat, sich umzubringen – und immer noch nicht sicher ist, warum er überhaupt leben sollte.
Die Verantwortung teilt sich Frieders bester Freund Höppner mit seiner ab-und-zu-Freundin Vera, die weder in Bezug auf Liebe noch auf Eigentum an Exklusivität glaubt. Mit von der Partie sind außerdem Cäcilia, die sich weigert, das Leben ihrer reichen Eltern zu erben, die bildschöne Brandstifterin Pauline und der womöglich schwule Dealer Harry. Zwischen süßem Imiglykos, Fertignudeln und Musterungsakte proben die sechs das Leben, das Stehlen und den Aufstand. Es ist die Zeit ihres Lebens. Und gegen die Angst um Frieder wird angelebt – mit voller Kraft. Gemeinsam.
Aber das kann natürlich nicht ewig so weiter gehen…
Der Autor Bov Bjerg heißt mit bürgerlichem Namen eigentlich Rolf Böttcher und wurde 1965 in Heiningen bei Stuttgart geboren. Er studierte Linguistik und Politik in Berlin und Amsterdam. In den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung war er Initiator und Autor mehrerer Berliner Lesebühnen: „Dr. Seltsams Frühschoppen“, „Mittwochsfazit“ und „Reformbühne Heim & Welt“. Bei dieser literarischen Veranstaltungsform trägt ein Autorenensemble im wöchentlichen oder monatlichen Rhythmus eigene, oft unterhaltsame Texte vor – ein subkulturelles Phänomen der 1990er Jahre, das bald die Aufmerksamkeit überregionaler Presse erregte und einigen Autoren den Sprung in den klassischen Literaturbetrieb ermöglichte. 1989 gründeten Bjerg und einige Studienfreunde die Literaturzeitschrift „Salbader“, in der u. a. Texte aus dem Umfeld der Berliner Lesebühnen veröffentlicht wurden. Als Redakteur war Bjerg zudem für die Satirezeitschriften „Eulenspiegel“ und „Titanic“ tätig. Bis 2002 verfasste er – im Wechsel mit Hans Duschke – die Kolumne „Nachgefragt“ für die Berliner Stadtzeitung „scheinschlag“. Als vielfach ausgezeichneter Kabarettist ist Bjerg einem breiten Publikum bekannt durch das Musikkabarett „Zwei Drittel“. Seit 1997 ist er Mitglied des „Kabarettistischen Jahresrückblicks“. Bjergs Karrierebeginn als Schriftsteller war 2004 gleich ein Knaller: Seine Kurzgeschichte „Howyadoin“ wurde mit dem MDR-Literaturpreis ausgezeichnet. Sein inzwischen vergriffener Debütroman „Deadline“ war eigentlich seine Diplomarbeit, mit der er 2008 ein spätes Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig abschloss. Sein zweiter Roman „Auerhaus“ avancierte 2015 zum Bestseller und fand auch bei der Kritik großen Anklang. Zuletzt erschien 2016 der Band „Die Modernisierung meiner Mutter“ mit Geschichten und Erzählungen der letzten zwanzig Jahre. Seine Komödie „Krebs ist auch keine Lösung – Ein Abend, zwei Personen, keine Krustentiere“ wurde 2015 am Polittbüro Hamburg uraufgeführt.
Für Regisseur Philippe Besson, Sohn des Schweizer Schauspielers, Regisseurs und Theaterleiters Benno Besson und Halbbruder der Schauspielerin/Regisseurin Katharina Thalbach sowie des Schauspielers Pierre Besson spielte Theater bereits früh eine entscheidende Rolle. Ab 1986 sammelte er Hospitanz-Erfahrung am Wiener Burgtheater, am Schauspielhaus Zürich und an der Comédie de Genève. Von 1989-1992 war er als Regieassistent am Schauspielhaus Zürich engagiert, 1994-1996 als Oberspielleiter am Ulmer Theater. 1999 übernahm er die Kinder- und Jugendtheatersparte am Hans-Otto-Theater Potsdam, die er bis 2007 leitete. Von 2009-2011 war er Oberspielleiter am Theater Junge Generation Dresden und arbeitet seitdem wieder als freier Regisseur. u. a. am Salzburger Landestheater oder an den Staatstheatern Schwerin und Istanbul. Seine Inszenierung des Stücks „Wir alle für immer zusammen“ wurde zum Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffen 2007 eingeladen, Besson war für den Theaterpreis FAUST (Beste Regie Kinder- und Jugendtheater) nominiert. Seine bejubelte Theater-am-Kurfürstendamm-Inszenierung „Roter Hahn im Biberpelz“ (u. a. mit Katharina, Anna und Nellie Thalbach sowie Pierre Besson) war 2016 erfolgreich auf Tournee.
Pressestimmen
Dramatisches Erwachsenwerden
Mit großer Überzeugungskraft brachten die sechs jungen Schauspieler (…) die Romanadaption des Bestseller von Bov Bjerg (…) auf die Bühne. (…) Langen Applaus gab es für die tolle schauspielerische Leistung und die gelungene Inszenierung.
BORKEN Claudia Peppenhorst, Borkener Zeitung, 6.4.2019.
2015 gelang dem Autor Bov Bjerg mit seinem Roman „Auerhaus“ ein Überraschungserfolg. (…) Das EURO-STUDIO Landgraf hat die gleichnamige Theateradaption gemeinsam mit dem theater junge generation Dresden auf die Bühne gebracht und begeisterte damit (…) die Besucher in der Gelnhäuser Stadthalle. (…)
Wie so ein Frieder aussehen mag, der unverwundbar daherkommt und doch das Leben nicht erträgt, zeigte ein herausragender Tomás Heise. Ebenfalls ihrer Rolle ein glaubwürdiges Gesicht gaben Florian Rast als der pflichtbewusste Höppner, Rebecca Selle als lebenshungrige und zugleich ängstliche Vera, Charlotte Mednansky als die sich aus dem goldenenen Käfig zu befreien versuchende Cäcilia, Emma Henrici als leicht durchgeknallte Pauline und Felix Utting als der vor seinem Coming-out stehende Kindergartenfreund Harry.
Regisseur Philippe Besson ist ein mitreißendes Stück gelungen, das genauso quirlig und flimmernd daherkommt wie die 80er-Jahre selbst.
GELNHAUSEN (mes), Gelnhäuser Neue Zeitung, 28.3.2019.
Drahtseilakt zwischen Komödie und Sozialdrama
Bov Bjergs Erfolgsroman sorgt auf der Bühne (…) für einen spannenden Abend. Philippe Bessons Regie ist voller unerwarteter Wendungen, ohne dabei mit unnötigen Gags vom Text abzulenken. (…) Perfekt für ein Generationen übergreifendes Theatererlebnis. (…) Ein überraschend junges Publikum füllte das Herforder Stadttheater, aber auch die versierten Theaterbesucher erwartete ein spannender Abend. (…)
Wie in der Romanvorlage hat Florian Rast als Höppner auch die Rolle des Erzählers zu übernehmen und bewältigt diese Aufgabe mit Bravour. (…)
Katharina Lattke hat (…) eine spannungsgeladene, beeindruckende Bühnenmusik konzipiert. (…)
Das Bühnenbild von Ulrike Kunze erlaubt es den Schauspielern in bestechend einfacher Weise von ihrem Wohnzimmer in ein Auto zu steigen oder vor der Einberufungskommission zu stehen. (…)
HERFORD Philipp Tenta, Neue Westfälische, 4.4.2019.
Das (…) Ensemble agierte unter der Regie von Philippe Besson mit sehr großer Spielfreude
Überzeugend und passend auch das Bühnenbild (…).
(…) Wieder einmal gelang es (…), dem Theaterpublikum ein spannendes All-Age-Stück mit einem nachdenklichen Grundton zu präsentieren, von dem nicht nur die prägende Musik im Gedächtnis bleiben dürfte. Die herausragenden schauspielerischen Leistungen wurden von den zahlreich erschienenen Zuschauern mit langanhaltendem Applaus belohnt.
HOLZMINDEN Annika Faupel, Täglicher Anzeiger, 12.3.2019.
Geschichte von Freundschaft und Scheitern
Beim Dresdner theater junge generation funktioniert das Konzept und vermittelt auch die Tragik und die Exzesse ohne erhobenen Zeigefinger. (…) Die Dresdner Inszenierung von Philippe Besson, die die Geschichte mit jungen Darstellern hautnah nachvollzieht, packte das (…) Publikum (…) und erntete viel Beifall.
ITZEHOE Gabriele Knoop, Norddeutsche Rundschau, 13.3.2019.
Großer Applaus für ein ungewöhnliches Stück
Die Bühnenfassung des Erfolgsromans erfolgt durch Kathi Loch, gekonnt für die Bühne in Szene gesetzt von Philippe Besson. Und pointiert dargeboten vom sechsköpfigen Ensemble (…). (…) Großer Applaus schließlich für Stück und Ensemble (…).
LENNESTADT Werner Riedel, Westfälische Rundschau, 2.4.2019.
Herzlicher Applaus
Die (…) Erzählung des Romans (…) als Schauspiel noch weiter zu verdichten, ist Kathi Loch sehr gelungen. (…) Das reduzierte Inventar vermittelt die WG-Stimmung und nimmt die Zuschauer mitten ins Geschehen.
LINGEN Johannes Franke, Lingener Tagespost, 12.3.2019/Neue Osnabrücker Zeitung, 11.3.2019.
Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens
Philippe Besson hat die Geschichte (…) flott und amüsant inszeniert (…). Am Ende gab es vom überwiegend jugendlichen Publikum viel Applaus.
LUDWIGSHAFEN Hans-Ulrich Fechler, Die Rheinpfalz, 27.3.2019.
Mit der Adaption (…) gelingt (…) ein Erfolg
Es macht Spaß, in dieser liebevoll authentischen Inszenierung den „Auerhaus“-Bewohnern (…) beim Abenteuer des Erwachsenwerdens zuzuschauen. Denn dem Stück gelingt es, ernste Themen anzusprechen, ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen. Auf lockere Witze folgen an diesem Abend ernste Gespräche, auf ausgelassene Leichtigkeit schwere Momente und auf jugendliche Unbeschwertheit betrübte Melancholie. Trotz dieses Wechselbads der Gefühle herrscht eine durchgehend lockere Stimmung, sowohl auf der Bühne als auch im Publikum (…).
Die sechs Schauspieler (…) schaffen es, ihr junges Publikum abzuholen. Sie sorgen für viel Lacher aber auch Momente der Stille, des Nachdenkens. Dafür wird ihnen am Ende des Abends mit begeistertem Applaus – teilweise sogar im Stehen – gedankt.
LUDWIGSHAFEN Nina Kippenhan, Mannheimer Morgen, 27.3.2019.
Mal humorig, mal ernst
Das Stück überzeugte vor allem durch eine authentische Leistung der Schauspieler und einer packenden Kombination aus humorvollen, aber auch ernsteren Elementen. (…) Insgesamt ein schön zu betrachtendes, generationenübergreifendes Stück, über das man auch nach der Vorstellung noch nachdenken kann.
NETTETAL Lisanne Pitzen, Rheinische Post, 18.3.2019.
Das Stück ist komisch, witzig und nostalgisch
Die Schauspieler sind klasse (…).
SCHWEINFURT Susanne Wiedemann, Schweinfurter Tagblatt, 23.3.2019.
Viel ehrlichen Beifall [gab’s] von den ungefähr 300 Zuschauern, überwiegend Schüler zwischen 14 und 19 Jahren. Das Publikum verfolgte das Schauspiel, das nicht nur tragische Momente enthielt, mit großem Interesse. Die leichte, lockere Inszenierung (…) kam gut an.
STADE Franziska Felsch, Stader Tageblatt, 16.3.2019.
Überragende Schauspielkunst
„Auerhaus“ ist, trotz 80er-Jahre-Begriff wie ‚Telefonzelle‘ und ‚DM-Währung‘ ein junger, moderner Theaterstoff (…). Auch der schwarze Humor kommt nicht zu kurz (…).
WEINHEIM (rav), Weinheimer Nachrichten, 25.3.2019.
Pressestimme zur Dresdner Premiere:
EINER FLIEGT RAUS
„Auerhaus“ feierte Premiere im tjg. [theater junge generation Dresden]
Als der deutsche Autor Bov Bjerg 2015 seinen Jugend-Roman „Auerhaus“ veröffentlichte, war ihm ein großer Wurf gelungen. Die Geschichte der sechs sehr unterschiedlichen Jugendlichen, die auf einem Dorf in Hinter-Deutschland in ein verwaistes Haus ziehen und dieses mit einem radikal-alternativen Lebensentwurf füllen, beunruhigte und berührte die Leserschaft sofort. (…) So ist es sicher kein Zufall, dass das tjg unter der Intendanz von Felicitas Loewe „Auerhaus“ (…) ausgewählt hat. (…)
Und dann leben sie, genau wie Jugendliche vermutlich zu allen Zeiten leben wollen. (…) Es gibt Nudeln mit Ketchup, Zweiliterflaschen Wein, die Musterungsakte im Tiefkühlfach, Joints, Partys und Ladendiebstähle für die Aufbesserung der Gemeinschaftskasse sowie des Freiheitsgefühls. Es ist herrlich einfach und erschreckend kompliziert, unglaublich befreiend und extrem grenzverletzend. Regisseur Philippe Besson und Dramaturgin Kathi Loch lassen die Musterungsszene ganz von oben herab sowie im regionalen Dialekt spielen. So als gäbe es noch das Königreich Wüttemberg als Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation oder gar das Deutsche Reich vor 1945. In der Welt der Jugendlichen aber wird Hochdeutsch gesprochen – ein guter Einfall, der den „geteilten Himmel“ in ein Bild übersetzt.
Ganz hervorragend gelungen ist auch die Einbindung der Songs, nicht nur des namengebenden „Our House“ von Madness. Keiner der Songs wirkt zufällig, jeder wird von den Schauspielern in Bewegung umgesetzt. Bis es zum Schluss einfach „groovt“ und das „coole“ Gefühl auch noch auf dem Nachhauseweg da ist. (…)
Wie die Gemeinschaft scheitert, ist noch einmal sehenswert, ein „ganz großes Kino“ mit Spritztour im Amischlitten, Pistolenattrappe und Gerichtverhandlung.
Andrea Rotte, Dresdner Neueste Nachrichten, 22.04.2017