Der Regisseur, Bühnenbildner und Autor Fred Berndt ist tot. »Besonders seine Bühnenbilder setzten für den Gastspielbetrieb immer wieder neue Maßstäbe und haben uns oft an die Grenzen des Möglichen gebracht. Zu dieser Bühnenästhetik gehörten auch die von ihm für die jeweiligen Produktionen gestalteten Plakate«, erinnert sich Joachim Landgraf, und ergänzt: »Wir hatten noch gemeinsame Pläne. Fred Berndt wird uns fehlen.«
Fred Berndt, in Cottbus geboren, aufgewachsen in der »Lessingstadt« Kamenz in Sachsen, studierte Bühnenbild bei dem legendären Prof. Willi Schmidt an der der Hochschule für Bildende Künste Berlin (UdK). Es folgten Bühnenbildassistenzen in Berlin an der Freien Volksbühne und der Schaubühne am Halleschen Ufer u. a. bei Karl Ernst Herrmann. Außerdem war er Regieassistent an der Schaubühne am Halleschen Ufer bei Peter Stein und Klaus Michael Grüber. Von 1971 bis 1973 war er Bühnenbildner am Theater am Turm (TAT) Frankfurt/Main, danach von 1974 bis 1976 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Als Bühnenbildner arbeitete er u. a. für Adolf Dresen, Prof. August Everding, Ullrich Heising, Alfred Kirchner, Peter Löscher, Hagen Müller-Stahl, Wolfgang Wiens, George Tabori und B. K. Tragelehn. In der Spielzelt 1985/1986 war er Ausstattungsleiter der Staatlichen Bühnen Berlin. Sein erstes Opernbühnenbild entwarf er 1974 für Mozarts „Cosí fan tutte“ an der Frankfurter Oper (Dirigent: Christoph Dohnanyi, Regisseur: Andreas Fricsay). 1975 gab er sein Regiedebüt mit Brechts „Die Kleinbürgerhochzeit“ im Nationaltheater Mannheim. 1987 war seine Inszenierung „Jedem seine eigene Wildnis“ von Doris Lessing zum renommierten Theatertreffen in Berlin eingeladen. Fred Berndt arbeitete als Regisseur und Bühnenbildner an nahezu allen großen Theatern Deutschlands, darüber hinaus in Wien am Burg- und Akademietheater, am Volkstheater und am Theater in der Josefstadt, in Zürich am Schauspielhaus und am Theater am Neumarkt und in Basel. Seit 1991 widmete er sich zunehmend auch dem Musiktheater. Seine Inszenierung „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ von Detlef Glanert erhielt den Bayerischen Theaterpreis in der Sparte Oper 2001. Seit seiner ersten Themenausstellung „Alt&Jung – das Abenteuer der Generationen“ im Deutschen Hygiene-Museum Dresden arbeitete Fred Berndt kontinuierlich als Gestalter und Dramaturg für große Ausstellungsprojekte und Rauminszenierungen an namhaften Museen.
Für das EURO-STUDIO Landgraf schuf Fred Berndt seit vielen Jahren erfolgreiche und immer wieder preisgekrönte Regien und Räume:
- 1995 „Oleanna“ von David Mamet mit Hans Peter Korff (Professor) und Christiane Leuchtmann (Carol, Studentin)
- 1996 „»KUNST«“ von Yasmina Reza mit Peter Striebeck (Yvan), Michael Altmann (Marc) und Wolfgang Kraßnitzer (Serge)
- 1997 „Molley Sweeney“ von Brian Friel nach einem Fall des Neurologen Oliver Sacks mit Charles Brauer (Augenarzt), Giulietta Odermatt in der Titelrolle und Uwe Bertram (ihr Ehemann).
- 1998 „Rätselhafte Variationen – Enigma“ von Eric-Emmanuel Schmitt mit Peter Bongartz (Schriftsteller Abel Znorko) und Carsten Klemm (Journalist Erik Larsen), INTHEGA-Preis 1998
- 1999 „Kopenhagen“ von Michael Frayn mit Peter Striebeck (Niels Bohr), Maria Hartmann (Margrethe Bohr) und Peter Schröder (Werner Heisenberg), INTHEGA-Preis 2000
- 2005 „Die Nacht der 1000 Fragen WOHIN GEN“ nach dem 1000 Fragen-Projekt der Behindertenhilfe „Aktion Mensch“. Bühnenfassung von Heike Zirden mit Manfred Zapatka, Ralf Schermuly, Giulietta Odermatt, Monika Herwig, zwei Gebärdendolmetscherinnen u. a.
- 2001 „Sommersalon“ von Coline Serreau mit Manfred Zapatka, Monika Herwig, Christine Klein, Kai Frederic Schrickel u. a.
- Seit 2017 im Spielplan „»KUNST«“ von Yasmina Reza mit Heinrich Schafmeister (Yvan), Leonard Lansink (Marc) und Luc Feit (Serge) Nominiert für den INTHEGA-Preis DIE NEUBERIN 2017, 2019 und 2020
Wer noch einmal die Chance nutzen möchte, eine der außergewöhnlichen Arbeiten von Fred Berndt zu sehen: „»KUNST«“ ist zum letzten Mal vom ca. 12.1.2021 bis 10.2.2021 im Spielplan der Konzertdirektion Landgraf.