Wir trauern um Werner Schneyder – Der österreichische Kabarettist, Autor, Schauspieler, Boxkampfrichter und Sport-Kommentator starb im Alter von 82 Jahren. Der umtriebige Künstler und selbsternannte »Universaldilettant« war nicht nur für seine beißenden politischen Kommentare, sondern auch als kongenialer Bühnen- und TV-Partner von Dieter Hildebrandt bekannt. Für die Konzertdirektion Landgraf ging er mit drei erfolgreichen Produktionen auf Tournee:
- „Sonny Boys“ von Neil Simon, mit Dieter Hildebrandt u. a.
(Produktion: Münchner Kammerspiele in Zusammenarbeit mit Pro Arte München und Konzertdirektion Landgraf) - „Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?“ von und mit Erika Pluhar
- „Galanacht“ von und mit Werner Schneyder, Ilja Richter u. a.
Die Zusammenarbeit mit Werner Schneyder war etwas ganz Besonderes, wir werden ihn vermissen.
Erinnerungen von Joachim Landgraf
Werner Schneyder war schon ein Begriff in meinen Anfangsjahren beim Wandertheater. Wenn man in Tournee-Städten war, war die Münchner Lach- und Schießgesellschaft immer schon da oder war auf Plakaten angekündigt. Konnte eine Tourneetheater-Produktion ein Gastspiel durchführen, dann war die Münchner Lach-und Schießgesellschaft mit zwei Vorstellungen da oder gab es mal zwei Tourneetheater-Gastspiele in einer Stadt, hatte die Münchner Lach- und Schießgesellschaft die dreifache Zahl.
Nach Jahrzehnten kam es dann über eine Initiative von Werner Schneyder zu „Sonny Boys“. Als ich nach München fuhr und mir in den Münchner Kammerspielen die Vorstellung ansah, war ich voller Überraschung, als auf einmal im Text Werner Schneyder sagte, »wir gehen mit Duna auf Tournee« und Dieter Hildebrandt entgegnete »nein, nein, mit Landgraf«. Ich dachte, es wäre ein Extempore, aber nein, „Sonny Boys“ wurde über 50 Mal in München gespielt und über 80 Mal auf Tournee. Als der Intendant der Kammerspiele, Dieter Dorn, zum Nationaltheater wechselte, nahm er die Produktion mit und spielte sie im Cuvilliés-Theater.
Bei meinem Gespräch bei dem Treffen nach der Vorstellung, dem ich nicht unnervös entgegenfieberte, da ich es als Problem betrachtete, den beiden nochmals die Tournee schmackhaft zu machen. Aber nein, da saßen mir zwei Legenden gegenüber, die so viel Tournee-Erfahrung hatten, was mir bis dahin noch nie begegnet ist, und die zu meinem großen Erstaunen die Namen der Tournee-Unternehmen in dieser Zeit kannten.
Die „Sonny-Boys“-Produktion war wohl eine der letzten Produktionen, mit der wir sehr viele Gastspiele in Stadttheatern, Staatstheatern und in Großstädten hatten. Unsere Tournee führte auch für mehrere Tage in die neuen Bundesländer, u. a. ins Staatsschauspiel Dresden und in die MuKo Leipzig; sie wurde dann in Berlin im Theater am Kurfürstendamm aufgezeichnet.
In Schaffhausen öffnete sich der Vorhang zu „Sonny Boys“, Werner Schneyder lag auf dem Sofa und las aus der Zeitung Blick: »heute ist die Schweiz der EU beigetreten…«. Die täglichen Einwürfe waren ein Bonmot für sich und immer ein sicherer Szenenapplaus zum Auftakt des Stücks. Während der Tournee wurde die Idee geboren, dass Werner Schneyder ein eigenes Stück schreibt – „GALANACHT“, das später in der Komödie am Kurfürstendamm zur Uraufführung kam und dann mit dem EURO-STUDIO Landgraf auf Tournee ging.
Die Begegnung mit beiden Legenden hat eine feste Erinnerung und die Gastspiele, die wir durchführten, werden wie viele andere Auftritte von Werner Schneyder in lebendiger Erinnerung bleiben. Gerne hätte ich die Tournee „Sonny Boys“ in der Bearbeitung von Werner Schneyder wiederholt, doch er wollte etwas Neues starten.
Joachim Landgraf
Werner Schneyders Liebe zum Theater hat er in seinem Buch „Meiningen oder Die Liebe zum Theater“ am zartesten und menschlichsten zum Ausdruck gebracht. Werner war scharfzüngig als Beobachter der Welt und privat liebenswert barock.
Servus Werner! Hier wie später oben
immer Dein Ilja.