Metropoltheater München
(R)EVOLUTION
Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert
von Yael Ronen und Dimitrij Schaad inspiriert von Yuval Noah Harari
ca. 6. – 26. November 2023
Mit Marc-Philipp Kochendörfer, Isabel Kott, Ina Meling, Hubert Schedlbauer, Jakob Tögel, Judith Toth
6 Darsteller*innen
Regie: Jochen Schölch
Bühne: Thomas Flach
Kostüme: Cornelia Petz
Licht: Hans-Peter Boden
Dramaturgie: Katharina Schöfl
Uraufführung: 29.2.2020, Thalia-Theater Hamburg
2040 – unser Leben wird bestimmt von Maschinen und Algorithmen. Babys werden noch vor der künstlichen Zeugung perfektioniert, um immun gegen die schlimmsten Krankheiten, hyperintelligent und gewappnet gegen alle zu erwartenden Umweltkatastrophen zu sein – alles lediglich eine Frage des Geldes. Die elektrischen Geräte bestellen sich ihren Reparaturservice selbst und der Kühlschrank warnt vor zu ungesunder Ernährung. Die Niederlande sind längst dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer gefallen, Natur- und Klimaschützer die neuen Terroristen unserer Zeit, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt.
Über allem schaltet und waltet in jedem Haushalt Alecto, in ihrem ersten Leben griechische Rachegöttin des Unerbittlichen und Bösen, nun die künstliche Intelligenz, ohne die keiner mehr von uns leben kann. Alecto sagt uns, was wir fühlen, wonach uns der Sinn steht und dass es um unsere Beziehung eventuell doch nicht so gut bestellt ist wie wir bisher dachten, was bestimmt nicht nur daran liegt, dass wir insgeheim doch gerne mal wieder richtigen statt Cybersex hätten.
Alecto weiß alles von uns und das früher als wir. Sie steht uns näher und kennt uns besser als jeder andere, ist Familienmitglied, Therapeutin, Alltagsmanagerin und Vertraute. Selbstverständlich ist sie auch Spionin des Staats, was wir wüssten, wenn wir wenigstens ein einziges Mal in unserem Leben den Nutzungsbedingungen nicht nur zugestimmt, sondern sie vorher auch gelesen hätten.
Ronen und Schaad beschreiben in „(R)Evolution“ die Auswirkungen und Herausforderungen, die die digitale Revolution mit sich bringt. Mit einer großen Portion schwarzem Humor und subtiler Lakonie treiben sie in zwölf Szenen die Entwicklungen und Folgen des technologischen Fortschritts auf die Spitze, zeigen die Gefahren von Digitaldiktaturen auf und wie wenig das Individuum und seine Selbstbestimmung darin zählen. Die vermeintlich ferne Zukunftsmusik rückt so bedrohlich nah – von der Utopie zur Dystopie an nur einem Abend.
Metropoltheater begeistert
Das Publikum war angetan von der schauspielerischen Leistung des Ensembles. (…) Passend war auch das Bühnenbild von Thomas Flach, eine rollbare, bühnenfüllende Spiegel-Wand. Nichts bleibt verborgen, alles glatt, auch der Boden, optisch und funktional ein Volltreffer.
BURGHAUSEN Max Ballerstaller, Burghauser Anzeiger, 11.2.2023
Die Fragen, mit denen Ronen und Schaad ihr Publikum konfrontieren, führen direkt in den Kern eines Dilemmas, in dem wir schon längst stecken: Bis zu welchem Punkt ist Künstliche Intelligenz eine Hilfe, ab wann eine Bedrohung? Was geschieht mit all unseren Daten, die wir freiwillig oder nicht ganz so freiwillig aus der Hand geben? Ist es ein Segen, optimierend ins menschliche Erbgut eingreifen zu können? Oder ein Fluch?
MÜNCHEN Anne Fritsch, Die Deutsche Bühne, 4.7.2021
Selten haben Dystopien so viel Spaß gemacht. Und so verlässt man beschwingt das Metropoltheater und freut sich künftig über jedes Funkloch und jede bayerische Offline-Oase.
MÜNCHEN Volker Isfort, Abendzeitung, 5.7.2021
Dem Münchner Publikum gefriert das Lachen in nur 95 Minuten. Schuld ist der irrsinnig rasante Fortschritt: die digitale Revolution, die eine Evolution bedeutet, in deren Ausgang der natürliche Mensch sich schließlich selbst entbehrlich macht.
MÜNCHEN Münchner Merkur
Pressestimmen zur Uraufführung am Thalia Theater Hamburg
Es ist ein Abend, der in seiner Thematik vielleicht wenig überraschend ist, aber einer, der tatsächlich Science-Fiction auf die Bühne bringt, mit klugen Dialogen und feinsinnigem Humor und auch mit einem leisen Schaudern. Letzteres vor allem deshalb, weil uns die Zukunft, von der Ronen erzählt, schon allzu vertraut ist.
HAMBURG Katrin Ullmann, taz, 02.03.2020
Wie in all ihren Produktionen bricht Ronen in „R(E)volution“ ein großes Thema mit Witz und Klugheit breitenwirksam runter.
HAMBURG Hans-Martin Koch, landeszeitung.de, 09.03.2020
Die kurzen anderthalb Stunden … sind … jederzeit sehr unterhaltsam. Unser Untergang soll wenigstens ein bisschen Spaß bereiten.
HAMBURG Heiko Kammerhoff, Hamburger Morgenpost, 02.03.2020
Yael Ronen, geboren 1976 in Jerusalem, ist eine österreichisch-israelische Autorin und Theaterregisseurin. Sie studierte Szenisches Schreiben und Schauspiel am Studio HB in New York und Regie am Seminar Hakibbutz im College of Education in Tel Aviv. Ronen ist für die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen und Konflikten in ihren Stücken bekannt, die sie oft zusammen mit ihren Schauspieler*innen erarbeitet. Sie inszenierte u.a. an den Münchner Kammerspielen, dem Schauspielhaus Graz, dem Volkstheater Wien und der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, und ist seit der Spielzeit 2013/2014 Hausregisseurin am Maxim-Gorki-Theater in Berlin. Ronens Inszenierungen von „Common Ground“ und „The Situation“ wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen, für ihre Stücke und Regiearbeiten ist sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis des Deutschen Theaterinstituts und dem Nestroy-Theaterpreis.
Dimitrij Schaad, geboren 1985 in Kaskelen/Kasachische SSR, ist ein deutscher Schauspieler und Autor. Von 2005 bis 2009 studierte er Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie August Everding und 2009 am Staatlichen Institut der darstellenden Künste in St. Petersburg. Er war Teil des „Dogville“-Ensembles am Metropoltheater, spielte u.a. am Schauspiel Essen, am Schauspielhaus Bochum und war langjähriges Ensemblemitglied des Maxim-Gorki- Theater Berlin. Ebenso steht er für Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. In den Kinofilmen „Die Känguru-Chroniken“ (2020) und „Die Känguru-Verschwörung“ (erscheint im August 2022) spielt Schaad den Autor Marc-Uwe Kling. Schaad schreibt Theaterstücke sowie, zusammen mit seinem Bruder Alex, Filmdrehbücher. Ihr gemeinsamer Film „Invention of Trust“ wurde u.a. mit dem Studenten-Oscar in Gold prämiert. Schaad ist vielfach für seine Arbeit als Schauspieler und Autor ausgezeichnet, u.a. mit dem Merkur-Theaterpreis und zwei Mal mit dem Max-Ophüls-Preis. In der Kritikerumfrage von „Theater heute“ wurde er 2014 zum Nachwuchsschauspieler des Jahres gekürt.
Das von Ronen und Schaad gemeinsam geschriebene Stück „The Situation“ wurde 2016 in der Kritikerumfrage von Theater heute als Deutschsprachiges Stück des Jahres ausgezeichnet.