Requiem für einen Spion

Plakat Requiem für einen SpionLes Théâtres de la Ville de Luxembourg (Intendant: Tom Leick-Burns)
REQUIEM FÜR EINEN SPION
Schwarze Komödie von George Tabori
Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori

ca. 10.10.2017 – 30.10.2017

Mit Luc Feit, Steve Karier, Josiane Peiffer
Regie: Johannes Zametzer
Bühnenbild: Johannes Zametzer, Max Kohl
Kostüme: Anatoli Papadopoulou

Ein Stück in 3 Akten.
Ein Stück für zwei Männer und eine Frau.
Ein Abgesang auf das Leben – der im Lachen explodiert.
Eine Folge scheinbar zufällig aneinandergereihter Szenen: Kabarett, Revue,
Witze zwischen Albernheit und Schock.
Ein Requiem.

Inhalt
Drei ehemalige britische Geheimdienstler aus dem Zweiten Weltkrieg treffen sich nach Jahrzehnten in einer Londoner Tiefgarage, die ihnen einst als Nazi-Bekämpfungs-Zentrale diente: Major Brian Murdoch (früherer Führungsoffizier, jetzt angeblich Psychiater an der Landesanstalt für senile Sexualstraftäter), der Jude Heinrich Zucker (früherer Codename ‚Sweet’) und die ‚Weiße Rose’ Maggie (frühere Geliebte beider Männer). Zucker, der seine Biografie schreiben möchte, will seine Gedächtnislücken füllen und mit den beiden anderen einige Ungereimtheiten der gemeinsamen Vergangenheit aufklären:
Warum z. B. hat Murdoch, der die Agenten beim Feind einschleuste, Zucker nicht eingesetzt? Oder: Wer hat Maggie damals an die Nazis verraten?
In drei Akten voll grotesk-komischer Sketche, Rollenspiele und typischer Tabori-Witze geht es um die Frage nach Wahrheit, Schuld, Verrat und Verantwortung, aber auch um Liebe, Leben und Tod im Allgemeinen und Besonderen:

ZUCKER Was bleibt mir außer Selbstmord?
MURDOCH Würde einige Ihrer Probleme lösen.
ZUCKER Ja, aber wie? Einen Dienstrevolver in den Schlund – nein, danke, ich bin sehr geräuschempfindlich. Aus dem sechsten Stockwerk springen? Ich habe Höhenangst.
Plastiktüte über den Kopf? Sie wissen, ich bin Asthmatiker. Murdoch, welchen Sinn hat das Sterben, wenn es weniger angenehm ist als das Leben?
MURDOCH Warum versuchen Sie es nicht mit Verbrennen?
ZUCKER Keine schlechte Idee. Alte Familientradition. Meine
Mutter ist in Majdanek gestorben.

Welcher Autor dürfte so mit dem Horror des Holocaust scherzen? Nur einer: George Tabori (1914-2007) – Jude, Nazi-Verfolgter und unbeirrbarer Grenzgänger zwischen Grauen und Grinsen. 30 Theaterstücke hat er geschrieben, surrealistische Dramen wie „Die Kannibalen“ (1968), „Mutters Courage“ (1979), „Jubiläum“ (1983), „Mein Kampf“ (1987), „Weisman und Rotgesicht“ (1990) oder „Die Goldberg-Variationen“ (1991), die das Publikum auffordern, über Dinge wenigstens zu lachen, wenn man über sie schon nicht weinen kann. Einfache Antworten gibt es bei ihm nicht. Und wenn, dann kann man bei Taboris Figuren nie sicher sein, ob sie die Wahrheit sagen oder der Pointe wegen eine schöne Geschichte vorziehen. „Requiem für einen Spion“ ist alles gleichzeitig: Ein Lebens-Abgesang, ein Jux und eine Klage im Gewand eines Kalauers.

Und wer wäre prädestinierter, ein Tabori-Stück in Szene zu setzen, als Johannes Zametzer, der Mitte der 1980er Jahre in Wien zum Künstler-kreis um den genialen Autor gehörte? In Luxemburg hat er in den letzten Jahren u. a. mehrere Schauspiele von Albert Ostermaier auf die Bühne gebracht, oft in Zusammenarbeit mit Luc Feit. In Trier entwarf er die erfolgreiche Antiken-Erlebnisführung „Mallobaudes in den Kaiserthermen“. Jetzt inszenierte er nach „Die Goldberg-Variationen“ und „Mein Kampf“ mit „Requiem für einen Spion“ seinen dritten Tabori.
Für die Konzertdirektion Landgraf setzte er außerdem bereits Jordi Galcerans Bühnen-Knüller „Die Grönholm-Methode“ mit Luc Feit als Fernando Porta in Szene. Diese EURO-STUDIO Produktion wurde mit dem 2. INTHEGA-Preis 2008 ausgezeichnet. Er führte außerdem Regie bei „Das Leben der Anderen“ nach dem gleichnamigen Filmdrehbuch von Florian von Donnersmarck (Bühnenfassung: Albert Ostermaier), einer Koproduktion des Théâtre des Capucins Luxembourg mit dem EURO-STUDIO Landgraf – mit Luc Feit als Stasi-Offizier Gerd Wiesler.

 

Pressestimmen

Die Besetzung mit Luc Feit als neurotischer Jude Heinrich Zucker, Steve Karier als Psychodoktor Major Murdoch und Josiane Peiffer als ‚weiße Rose’ Maggie erweist sich als exzellent, denn die Luxemburger DarstellerInnen vom alten Schlag wissen mit den morbiden Wortwitzen zu jonglieren und brillieren in ihren Rollen.
Anina Valle Thiele, Woxx, 19.03.2015

Karier und Feit (…) spielen ganz wunderbar zusammen. (…) Johannes Zametzer hat George Taboris Spiel um Verrat, Lüge und Wahrheit mit viel Gespür für den Text und das richtige Timing in Szene gesetzt, ein rabenschwarzer Spaß, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Tageblatt

Dargestellt wird der Hauptcharakter von einem aufgedrehten, umherirrenden, sich nicht nur im Wortschwall verlierenden Luc Feit. Er ist zappelig (…), vermittelt Unruhe und wird somit seiner Rolle gerecht. (…) Ihm gegenüber erscheint Murdoch, also Steve Karier, eher wie eine gesetzte, strenge, ab und an aber auch gütige Vaterfigur.
Luxemburger Wort

In „Requiem für einen Spion“ reihen sich Situationen voll widerborstigen Humors aneinander, die das exquisite Spiel des Duos Feit/Karier hervorheben.
Le Jeudi