Renaissance Theater Berlin
ENTARTETE KUNST – DER FALL CORNELIUS GURLITT
Schauspiel von Ronald Harwood
Deutsch von Max Faber
Uraufführungs-Inszenierung
ca. 05.11.2017 – 05.12.2017
Mit Udo Samel als Cornelius Gurlitt (zum 1. Mal auf Tournee),
Boris Aljinovic, Anika Mauer, Ralph Morgenstern
Regie: Torsten Fischer
Ausstattung: Herbert Schäfer, Vasilis Triantafillopoulos
»Warum jagen die mich? Ich bin doch kein Mörder. Ich bin doch etwas ganz Stilles.«
Cornelius Gurlitt in „Entartete Kunst – Der Fall Cornelius Gurlitt“
»Ausdrücklich betonen möchte ich, dass „Entartete Kunst“ ein Theaterstück ist und keine Dokumentation.«
Ronald Harwood im Vorwort zu seinem Stück.
https://www.youtube.com/watch?v=ydc688a-mfI
Inhalt
Der britische Erfolgsautor Ronald Harwood widmet sich in seinem packenden Theaterstück einem echtem Fall: Ein älterer Herr namens Cornelius Gurlitt fällt dem bayerischen Zoll bei der Einreise von der Schweiz nach Deutschland auf. Routinemäßige Ermittlungen ergeben, dass er nie einer Arbeit nachgegangen ist, keinerlei Einkünfte besitzt und auch noch nie im Leben Steuern bezahlt hat. Dafür nennt er eine von seinem Vater, einem von den Nationalsozialisten mit der Einziehung sog. ‚Entarteter’ Kunst beauftragten Experten, geerbte Sammlung moderner Kunst sein eigen. Die Werke galten seit Ende des 2. Weltkriegs als verschollen. Geschätzter Wert: eine Milliarde Euro. Eine Sensation! Die Frage ist nur: Wem gehören die Kunstschätze wirklich? Und was passiert mit dem alten Mann, wenn man ihm seine Bilder, die für ihn so etwas wie seine Familie sind, wegnimmt?
Autor Ronald Harwood schreibt über das reale Vorbild seiner Hauptfigur:
»Cornelius Gurlitt war ein ausgesprochen seltsamer Mensch. Er war wie ein Kind, wie jemand, der nie erwachsen geworden ist. Er lebte in der Vergangenheit. Er fühlte sich verloren ohne seinen Vater. All diese Bilder, die er von ihm bekam, waren seine Ersatzfamilie, er sprach sogar mit ihnen. Ich glaube, er hatte kein Unrechtsbewusstsein. Aber jetzt beginnt der Spaß ja erst: Denn wem gehören die Werke?«
Zitiert nach Katharina Wenzel, rbb-online.de, 01.10.2015
EIN GLÜCKSFALL FÜRS THEATER
Der Autor Ronald Harwood
Er schreibt Rollen, die ihm die Schauspieler aus den Händen reißen – kein Wunder, denn der Autor hat, bevor er 1960 von der Theaterfront in die Etappe wechselte, Schauspiel an der Royal Academy of Dramatic Art in London studiert und weiß als ehemaliges Mitglied der Royal Shakespeare Company, was Schauspieler sich wünschen. Nach London war der 1934 in Kapstadt geborene Autor zahlreicher Stücke, Romane, einer Theatergeschichte, Essays, Hörspiele und Filmdrehbücher (u. a. „Cry“, „The Beloved Country“) 1951 gekommen, um Schauspieler zu werden. Dass er das Theater auch jenseits des Rampenlichts genau kennt, zeigt das Stück „Der Garderobier“, in dem er seine Erlebnisse als Ankleider des berühmten Shakespeare-Darstellers Sir Donald Wolfit schildert. Sein Drehbuch nach diesem, seinem bisher weltweit am meisten gespielten Stück erhält eine OSCAR-Nominierung als Bestes Drehbuch und 1984 den Silbernen Bären auf der Berlinale. Einen weiteren Preis, den Prix Molière, den französischen Theater-Oscar, erhält Harwood, der 1989 – 1997 Präsident des internationalen P.E.N.-Club war, für sein Familiendrama „Andere Zeiten“. Für Gesprächsstoff sorgen seine gründlich recherchierten Stücke über bedeutende historische Persönlichkeiten, in denen er spannend und einleuchtend die Frage nach Macht und Moral, Wissen und Gewissen stellt. Nach „Der Fall Furtwängler“ gelingt es Harwood mit seinem fesselnden Stück „Kollaboration“ ein weiteres Mal Zeitgeschichte transparent werden zu lassen. In „Eine englische Tragödie“ geht es um Hochverrat, aber auch um die Unmenschlichkeit der Todesstrafe. Es wurde im Februar 2008 im Watford Palace Theatre, dem laut Guardian erfolgreichsten Theater Großbritanniens, uraufgeführt.
https://www.youtube.com/watch?v=QUDJufCg5Zs
Udo Samel zu Gast in der rbb-Sendung ZiBB (08.10.2015)
Harwood erhielt zahlreiche Auszeichnungen, gewann einen OSCAR für sein Drehbuch zu „Der Pianist“ (Regie: Roman Polanski), für das er ebenso wie für sein Drehbuch von „Schmetterling und Taucherglocke“ (Regie: Julian Schnabel) für den Golden Globe und den britischen Film-OSCAR BAFTA nominiert war. Ein Jahr vor „Australia“ (Regie: Baz Luhrmann) mit Nicole Kidman und Hugh Jackman war 2007 das Drehbuch zu Gabriel García Márquez’ Meisterwerk „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ (Regisseur: Mike Newell) eine besondere Herausforderung für ihn. Harwood, der 1996 zum Chevalier de l’Ordre National des Arts ernannt und 1999 als Comander in den Ritterorden ‚The Most Excellent Order of the British Empire’ (CBE) aufgenommen wurde, war 2001 – 2004 Präsident der Royal Society of Literature.
Pressestimmen
Viel Applaus für „Entartete Kunst“, vor allem aber Bravo und Jubelrufe für Hauptdarsteller Udo Samel. Der Wiener Burgschauspieler gibt den Kunstsammler mit einer furiosen Mischung aus Naivität und Wahnsinn. In der sorgfältigen Inszenierung von Torsten Fischer wird die ganze Monströsität dieses Falles sichtbar.
dpa, Berliner Zeitung, 05.10.2015
PARADEROLLE FÜR UDO SAMEL
Katrin Bettina Müller, taz, 06.10.2015
Gurlitt als tragischer Held
Als Ermittler die Werke aus der Wohnung schleppen, gleicht das für ihn der Entführung seiner ‘Familie’.
tsc, Berliner Woche, 14.10.2015
Ein verletzlicher Monomane
Das Drama einer einsamen und kranken Seele, die vom dominanten Vater und den gleichsam adoptierten Bildern bestimmt wird. Und die spielt Udo Samel mit wunderbaren Zwischentönen. Torsten Fischers Inszenierung trifft den Ton des Stücks im Timing sehr gut. Zum Schluss zeigen die beiden Ermittler dem Publikum ein Potpourri wichtiger Gurlitt-Bilder.
Detlev Bauer, Die Deutsche Bühne, 05.10.2015
https://www.youtube.com/watch?v=-RC3LMFAmqs
rbb kulturmagazin STILBRUCH Über die Uraufführung
ENTARTETE KUNST – Der Fall Cornelius Gurlitt