Schauspielbühnen in Stuttgart, Altes Schauspielhaus
EURO-STUDIO Landgraf
MARTIN LUTHER & THOMAS MÜNZER
ODER DIE EINFÜHRUNG DER BUCHHALTUNG
Schauspiel von Dieter Forte
1517-2017 – 500 Jahre Reformation
ca. 31.03.2017 – 11.05.2017
Regie: Manfred Langner (Intendant der Schauspielbühnen in Stuttgart,
1. INTHEGA-Preis DIE NEUBERIN 2012 für seine Inszenierung von „Rain Man“
2. INTHEGA-Preis DIE NEUBERIN 2000 für seine Inszenierung von Joshua Sobols „Ghetto“)
Mit: Carsten Klemm, Armin Jung, Sophie Schmidt, Gregor Eckert u. a.
ca. 14 Schauspieler spielen die ca. 27 Rollen
Die Vertragsverhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.
Seit Jakob Fugger bestimmen Finanzdynastien das Weltgeschehen.
Die Aktualität der Originaltexte in Bezug auf die Mechanismen der Macht und die durch Global Player angetriebene Verquickung von Wirtschaft und Politik ist erschreckend.
„Die Verkleidungen wechseln, die Machtstrukturen bleiben die gleichen.“ (Dieter Forte)
Das politische Explosionspotential des Stückthemas – die Mechanismen der Macht – ist wie gemacht für unsere Gegenwart, geht es doch um Bankenkrisen, Staatsbankrotte und um die jede Solidarität ausschließenden, zerstörerischen Auswirkungen des wirtschaftlichen Ungleichgewichts zwischen Arm und Reich.
Inhalt
Forte: „Das Stück spielt von 1514 bis 1525. Dass die Bezüge auf unsere Zeit so klar
und unübersehbar sind, hat mich selbst überrascht. Es bedurfte keiner Aktualisierung, keiner für das Theater zurechtgebogenen Konfrontation. Es gibt anscheinend Konstellationen, die sich modellhaft wiederholen.“
Es geht um Menschen im Netz der Macht. Es geht um wechselnde Allianzen und die Verflechtungen von Kirchengeschichte, Politik und Wirtschaftsgeschichte zur Zeit der Reformation. In spannenden Handlungssträngen stellt Forte Lebensstationen Luthers denen der Entscheidungsträger der Epoche (Kaiser, Papst, Kurfürsten) gegenüber, die seine Lehre für ihre wirtschaftlichen und machtpolitischen Ziele missbrauchen. Drahtzieher im Hintergrund ist Jakob Fugger, in dessen Bankgeschäfte alle eher mehr als weniger verstrickt sind.
Forte: „Es geht um Fuggers Einführung der Buchhaltung. Es geht um die erste große deutsche Revolution. Dass beides zusammenfällt, ist vielleicht kein Zufall.“
„Martin Luther…“, 1970 uraufgeführt, ist ein Paradebeispiel für den Siegeszug eines Stücks. Auf 40 Bühnen in zehn Ländern sorgte Fortes mit ebenso scharfsinnigem wie scharfzüngigem Humor geschriebenes Stück bei Zuschauern wie Kritikern für Furore. Die weltweiten Aufführungen u. a. in den USA, in Japan, Frankreich, Italien, Rumänien, Ungarn, in der Türkei, den Niederlanden und in der UdSSR beweisen mehr als alles andere die Bedeutung des Werkes. Es gibt nur wenige deutsche Dramatiker mit vergleichbarer, geradezu überwältigender internationaler Zugkraft. In der Tradition des Dokumentartheaters eines Heiner Kipphardt („In der Sache J. Robert Oppenheimer“) oder Peter Weiss („Die Ermittlung“) montiert der auf Faktizität bedachte Forte Original- und fiktive Texte in authentische historische Szenen und Situationen. Zusammen mit den Dokumentardramen „Jean Henry Dunant oder Die Einführung der Zivilisation“ (1978) und „Das Labyrinth der Träume oder Wie man den Kopf vom Körper trennt“ (1983) bildet das Schauspiel „Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung“ eine Theater-Trilogie, die – wie Forte sagt – „…den europäischen Konflikt zwischen Vernunft und Glaube von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert verfolgt“.