Die Laborantin

Hamburger Kammerspiele / EURO-STUDIO Landgraf
DIE LABORANTIN
(„The Phlebotomist“)
Schauspiel von Ella Road
Deutsch von John Birke

Mit Julia Berchtold, Lilli Fichtner*, Flavio Kiener, Alexander Klages
4 Darsteller*innen
*Verhandlungen noch nicht abgeschlossen

ca. 14. Oktober – 5. November 2023

Regie: Sewan Latchinian
Ausstattung: Birgit Voß
Musik/Video: Massimo
Dekorationsbau und Anfertigung der Kostüme: Werkstätten der Hamburger Kammerspiele
Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag

Die Laborantin (c) Gio Loewe

Inhalt

Ella Road, der Shooting Star der Londoner Theaterszene, verknüpft in ihrem theaterwirksamen Debüt, das aktuell auch bei uns zu den beliebtesten und meistgespielten Stücken gehört, eine berührende Liebesgeschichte mit hochbrisanten Fragen zur Medizinforschung.

Die Laborantin ©Bo LaholaNoch bevor erste Symptome auftreten, gibt ein genetischer Bluttest Auskunft über den gesundheitlichen Verlauf des zukünftigen Lebens: über erhöhte Herzinfarkt-Risiken, über potenzielle vererbte, chronische oder psychische Krankheiten, über die Wahrscheinlichkeit von Suchterkrankungen etc. Aus dem Testergebnis wird ein Ranking auf einer Skala von 1 bis 10 erstellt. Was ursprünglich als Fortschritt für die individuelle Gesundheitsvorsorge gedacht war, wirkt sich auf den sozialen Status des weiteren privaten und beruflichen Lebens aus. Der genetische Code stigmatisiert oder öffnet alle Türen für private Chancen und berufliche Perspektiven: Bildung, Karriere, Kreditwürdigkeit – nichts geht mehr ohne einen guten Ratingindex.

Die Laborantin Bea ist für die Durchführung der Tests verantwortlich. Als ihre Freundin,
deren Index nur 2,2 beträgt, sie bittet, das Ergebnis zu fälschen, entdeckt Bea einen lukrativen Nebenerwerb: den Handel mit manipulierten Ratingwerten. Denn vielen Menschen ist die Zahl, die über ihre Zukunft entscheidet, viel Geld wert. Welchen Preis Sie für ihren materiellen Lebensstandard bezahlen muss, merkt Bea erst, als es zu spät ist…
Die Laborantin ©Bo Lahola
In der Kombination einer berührenden Liebesgeschichte mit hochbrisanten medizinisch-ethischen Forschungsthemen zeigt sich Ella Roads bemerkenswerter Theaterinstinkt. Die vier unterschiedlichen, genau gezeichneten Charaktere und die nachdenklichen Zwischentöne in den Dialogen erklären sich auch durch Roads Erfahrung als ausgebildete Schauspielerin. In der beunruhigenden Zuspitzung des durch den ideenreichen Wechsel von Spielszenen und Videosequenzen raffiniert aufgebauten Well-Made-Plays stellt die 1991 geborene britische Autorin bedrückend gegenwärtige Fragen zur ethischen und moralischen Verantwortung der Medizinforschung zur Diskussion.

Seit der bahnbrechenden ersten (2001) und der lückenlosen Entschlüsselung des menschlichen Genoms (2021) sind diese in der wissenschaftlichen Humangenetik zum Teil schon keine Zukunftsvision mehr. Stellvertretend SUPER seien hier nur die Pränataldiagnostik, die Entdeckung der 2020 mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichneten Genschere CRISPR und die auf Gen-Editing-Technik basierenden Corona-Impfstoffe genannt. Ein Beweis dafür, dass „Die Laborantin“ kein Zufallstreffer ist, beweisen die Kritiken »der vielversprechendsten jungen Dramatikerin Großbritanniens« (The Telegraph) für ihr zweites, 2021 uraufgeführtes, Stück „Fair Play“ über die weitreichenden Schattenseiten einer Leichtathletikkarriere.

Die Laborantin ©Bo Lahola

Pressestimmen

zur Premiere an den Hamburger Kammerspielen

„Babylon Berlin“-Star glänzt bei ihrem Bühnendebüt
Lilli Fichtner, als Schauspielerin zuletzt in der mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten „Wannseekonferenz“ und in der TV-Serie „Babylon Berlin“ präsent, verleiht ihrer Bea bei ihrem Hamburger Bühnendebüt im Laufe der Story mehr und mehr Tiefgang. Anfangs getrieben von der Sehnsucht nach einem anspruchsvollen Leben mit dem (Ehe-)Partner spielt sie die ganze emotionale Palette aus, vom jugendlich-unbeschwertem Umgang mit der Täuschung bis zum späten Erkennen, welche Tragik ihr Leben durchzieht, wenn sich ihr langgehegter Kinderwunsch erfüllt.
HAMBURG Stefan Reckziegel, Hamburger Abendblatt, 19.9.2022

Warum „Die Laborantin“ unter die Haut geht
Ein aufrüttelnder, nachdenklich stimmender Theaterabend zu einem hochaktuellen Thema unserer Zeit.
HAMBURG Brigitte Scholz, Hamburger Morgenpost, 19.9.2022

Die Laborantin ©Bo Lahola

zur DSE am Staatsschauspiel Dresden

Ein packender Theaterabend, der viele ethische Fragen aufwirft über lebenswertes Leben, Gesund- und Krankheit und Verletzlichkeit, die zum Menschsein dazu gehören.
DRESDEN Lily Vostry, meinwortgarten.com, 14.11.2021

Die deutschsprachige Erstaufführung von Ella Roads „Die Laborantin“ ist ein packendes Zukunftsdrama. DRESDEN dnn.de, 19.11.2021

Die Laborantin ©Bo Lahola

zur Premiere am Staatstheater Oldenburg

Das dystopische Stück „Die Laborantin“ überzeugt mit Intensität und Empathie.
OLDENBURG Oliver Schulz, NWZ, 11.06.2021

[W]as nützt es, Erberkrankungen vorhersagen zu können, wenn man schon am nächsten Tag von einem Auto überfahren werden könnte? Was braucht der Mensch zum Glücklichsein und wie weit sollte der kapitalistische Leistungsgedanke noch in unsere Gesellschaft vordringen? „Die Laborantin“ beansprucht keine allgemeingültige Antwort auf diese Fragen, sondern bringt die Zuschauerinnen dazu, sich selbst zu positionieren.
OLDENBURG Wiebke Gärtner, Oldenburger Nachrichten, 10.06.2021

zur Premiere am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau

Düstere Zukunftsvision, die gar nicht so unrealistisch ist
„Die Laborantin“ zeigt, wie genetische Informationen zum Wertmaßstab für ein erfolgreiches Leben werden. Thema und Spiel sind sehr intensiv und eindrücklich.
ZITTAU Jan Lange, Sächsische Zeitung, 23.01.2022

Die Laborantin ©Bo Lahola

zur UA am Hampstead Theatre London

Ein atemraubender Thriller
The Guardian

Ein kluges und beunruhigendes Stück
Financial Times

Dieses Debütstück übt einen kraftvollen Griff aus
The Evening Standard

Die Laborantin ©Bo Lahola

Die Autorin Ella Road
Ella Road, geboren 1991, wuchs in Archway auf und studierte Englisch am Somerville College in Oxford und Schauspiel an der Oxford School of Drama. 2018 wurde ihr Debütstück „The Phlebotomist“ („Die Laborantin“) unter der Regie von Sam Yates und mit Jade Anouka im Hampstead Theatre uraufgeführt. 2019 war es für den Olivier Award nominiert und im Finale für den Susan Smith Blackburn Prize. Im selben Jahr adaptierte Road das Stück für ein Hörspiel für BBC Radio 3. 2020 wurde das Stück unter dem Titel „Die Laborantin“ ins Deutsche übersetzt und in ganz Deutschland und Österreich gespielt. 2021 wurde zum meistgespielten neuen Stück in deutscher Sprache. Im Dezember 2021 wurde Roads Stück „Fair Play“ im Bush Theatre uraufgeführt, das in Zusammenarbeit mit Sonia Friedman Productions produziert wurde. „Fair Play“ untersucht die Prüfung des weiblichen Körpers im Sport und konzentriert sich dabei auf die Erfahrung von Sportlerinnen, die gemäß den IOC-Richtlinien wegen eines natürlich erhöhten Testosteronspiegels gesperrt wurden. Beim Schreiben des Dramas stützte sich Road auf ihre eigenen Erfahrungen als Wettkampfläuferin und entwickelte das Stück auch in Zusammenarbeit mit Intersex UK. Die internationale Veröffentlichung eines gefilmten Online-Streams der Produktion wurde für 2022 angekündigt.

Road ist Mitbegründerin der Theatergruppe Flux Theatre, die sich zum Ziel gesetzt hat, neue Stimmen in der Kunst zu fördern. Sie unterrichtet auch Englisch, moderiert kreative Schreibworkshops und schreibt Gedichte. Im Mai 2021 wurde bekannt gegeben, dass Road zwei Folgen von „Ten Percent“, dem britischen Remake der französischen Comedy-Serie „Call My Agent!“ auf Amazon Prime, schreiben würde. Im Dezember 2021 wurde bekannt gegeben, dass Road zusammen mit Chris Chibnall an „Legend of the Sea Devils“, der zweiten Folge der 2022-Specials für „Doctor Who“, mitschreiben wird.