Judith Rosmair

Die Schauspielerin, Autorin und Regisseurin wuchs bei München auf und studierte Tanz in New York und Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Nach ihrem Diplom mit Auszeichnung wurde sie 1995 an das Schauspielhaus Bochum engagiert. Dort arbeitete sie u. a. mit Dimiter Gotscheff, Leander Haußmann, Frank Castorf, Werner Schroeter, Jürgen Kruse und Jürgen Gosch. Sie spielte u. a. die Titelrollen in Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“ und Shakespeares „Cressida“, Luise in Schillers „Kabale und Liebe “ sowie das Gretchen im „Urfaust“. Von 2000 bis 2008 war sie am Thalia Theater Hamburg als Protagonistin von Martin Kušej, Nicolas Stemann, Jürgen Kruse, Stephan Kimmig, Michael Thalheimer und Dimiter Gotscheff engagiert. Für ihre Darstellung der Dorine in Molières „Tartuffe“, sowie für die Rolle der Gudrun Ensslin in der Uraufführung von Elfriede Jelineks „Ulrike Maria Stuart“ wurde sie bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute 2007 zur Schauspielerin des Jahres gewählt. 2008 ging sie an die Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin und spielte dort u. a. in Thomas Ostermeiers Inszenierung von „Hamlet“ die Doppelrolle Gertrud/Ophelia, die Judith im Tanztheater „Trust“ und war auch mit „Protect me“ von Falk Richter/Anouk van Dijk und als Celimène in Molières „Der Menschenfeind“ (Regie: Ivo van Hove) weltweit auf Theaterfestivals zu sehen. In eigener Regie erlebte man Judith Rosmair in ihrem Solo von Truman Capotes „Frühstück bei Tiffany“, ebenfalls an der Schaubühne. Nach dem Sprung in die Selbstständigkeit folgten u. a. die erfolgreichen Uraufführungen von Simon Stephens‘ „Wastwater“ (2012) sowie Angela Richters „Kippenberger!“ (2013), „Supernerds“ (2015) und „Silk Road“ (2016) am Schauspiel Köln sowie die moderne Oper „Musik“ (2013) in der Regie von Helene Hegemann an der Oper Köln. Am St. Pauli Theater Hamburg spielte sie u. a. in Dennis Kellys „Waisen“ (2014), in der ausgezeichneten Inszenierung von Nick Paynes „Constellations“ (2014, Regie: Wilfried Minks) sowie in Yasmina Rezas „Bella Figura“ (2016). In Moritz Rinkes „Wir lieben und wissen nichts“ (Regie: Torsten Fischer), in Theresia Walsers „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ (Regie: Tina Engel), in „Wunschkinder“ und „Willkommen“ (jeweils Regie: Torsten Fischer) von Lutz Hübner und Sarah Nemitz stand sie am Berliner Renaissance-Theater auf der Bühne. 2018 war Rosmair Stipendiatin des Goethe-Instituts (Kulturakademie Tarabya). 2019 spielte sie am Gärtnerplatztheater in München König Arthurs Verlobte Prinzessin Emmeline in der Regie von Torsten Fischer in der Semi-Oper „King Arthur“. 2020 hatte sie u. a. eine Hauptrolle im Hörspiel „Echt? Theblondproject“ von Gesine Danckwart und Fabian Kühlein. Von 2017 bis 2022 spielte sie die Rolle der Norah in der Uraufführung von „Tous des oiseaux“ (dt. „Vögel“) (Text und Regie: Wajdi Mouawad) am Théâtre de la Colline in Paris. Im selben Jahr war sie in Chris Salters VR-Performance „Animate“ beim Kunstfest Weimar zu erleben.
Rosmair schreibt und produziert eigene Projekte, die von Presse und Publikum gleichermaßen gefeiert werden darunter die Performance „Curtain Call!“ mit Uwe Dierksen (Ensemble Modern), uraufgeführt 2015 in den Sophiensaelen Berlin (Regie: Johannes von Matuschka), die Musik-Theater-Tanz-Performance „Ein Zimmer für sich allein“, in dem sie sich mit den durch die Pandemie bedingten Rückschlägen in der Gleichberechtigung auseinandersetzt, uraufgeführt 2021, oder ihr 360°-Virtual-Reality-Projekt „Bye Bye Bühne“ mit Theo Eshetu, das sie beim Kunstfest Weimar uraufführte. Anfang 2023 hatte Rosmair in der Rolle der Mary Cavan Tyrone Premiere mit Eugene O‘Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ (Regie: Torsten Fischer) am Schlosspark Theater Berlin. Irene Bazinger schrieb in der FAZ: »Die großartige Judith Rosmair lässt ihre Mary wie eine Schlafwandlerin der Schmerzen durch eine Umgebung tänzeln, die ihr nie angenehm war … Mit ihrer Vitalität und Eleganz unterläuft Rosmair die Hinfälligkeit dieser Figur. Und streicht sie dadurch noch hervor.« (09.01.2023)
Neben „Fräulein Julie“ (ausgezeichnet mit dem 2. INTHEGA-Preis 2022) ist Judith Rosmair mit dem Tournee-Theater THESPISKARREN als Jona in Theresia Walsers Schauspiel „Endlose Aussicht“, bei dem sie zusammen mit der Dramatikerin Regie führte, auf Tournee zu erleben. In dem am 3.9.2020 uraufgeführten Stück (Produktion Kunstfest Weimar) versucht Jona mit Hilfe ihres Smartphones zur Außenwelt Kontakt zu halten, nachdem auf dem Kreuzfahrtschiff eine Seuche ausgebrochen ist. Das Videodesign (betörende Unterwasserbilder) gestaltete der britisch-äthiopische MoMa-Künstler Theo Eshetu.

Aktuelle Produktion: „Fräulein Julie“

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