Boris Aljinovic

Wenn ein Schauspieler gleich dreimal mit dem Berliner Schauspieler-OSCAR, Goldener Vorhang ausgezeichnet wird, ist das nicht nur eine grandiose Anerkennung und ein Beweis für seine Bühnenpräsenz, sondern zeugt auch von Bewunderung für seine äußerst präzise, weit entfernt von jedem Klischee liegende Gestaltung seiner Rollencharaktere. Boris Aljinovic hat diese Auszeichnungen für komplett gegensätzliche Rollen bekommen – 2013 für seine Darstellung des liebenswerten Finanzbeamten in Francis Vebers „Von hinten durch die Brust ins Auge“ („Dinner für Spinner“), der aus freundlicher Hilfsbereitschaft alles verkehrt macht, 2015 für die Darstellung des Strafverteidigers in „Unwiderstehlich“, der sich und seiner Partnerin durch seine verstörende Eifersucht und seine Besitzansprüche das Leben zur Hölle macht. Dieses Zweipersonenstück von Fabrice Roger-Lacan war 2016 mit dem Tournee-Theater THESPISKARREN auf Gastspielreise. Der gebürtige Berliner ist dem breiten Fernsehpublikum u. a. bekannt als Kriminalhauptkommissar Felix Starke, der zusammen mit Dominic Raacke (als Till Ritter) von 2001 bis 2014 im Berliner „Tatort“ zu sehen war. Die Empörung der TV-Zuschauer war groß, als dieses beliebte „Tatort“-Ermittlerteam nach 13 Jahren abgesetzt wurde. Boris Aljinovic schloss 1994 sein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst ‚Ernst Busch’ in Berlin mit Diplom ab. Schon während seiner Ausbildung wurde er 1995 für die Titelrolle in Coline Serreaus „Hase Hase“ an das Staatstheater Schwerin engagiert. Im selben Jahr debütierte er am Renaissance-Theater Berlin in seinem ersten festen Engagement in Jürgen Hofmanns schwarzer Komödie „Noch ist Polen nicht verloren“ als Hitler-Darsteller und steht hier seither regelmäßig in wichtigen Gastrollen auf der Bühne, u. a. als Gwendolyn in Hanns Hollmanns nur mit Männern besetzter Inszenierung von „Bunbury“ (1998), in Michael Frayns „Demokratie“ (2004) und „Der nackte Wahnsinn“ (2014), in Daniel Kehlmanns „Geister in Princeton“ (2012), in Yasmina Rezas „Bella Figura“ (2016), in Theresia Walsers „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ (2014) oder 2015 als Partner von Udo Samel in der Uraufführung von Ronald Harwoods „Entartete Kunst – der Fall Cornelius Gurlitt“. Mit dieser Produktion ging er 2017 mit der Konzertdirektion Landgraf auf Tournee. 2018 folgte am Renaissance-Theater die Rolle des Thomas Colleymoore in „Mord auf Schloss Haversham“ von Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields sowie die Rolle des griesgrämigen Fabrikanten Gieseke in der Operette „Im weißen Rössl“. Für diese beiden Rollen wurde er 2019 als bester Schauspieler der Spielzeit zum 3. Mal mit dem Goldenen Vorhang geehrt. In Hamburg spielte er am Ernst Deutsch Theater u. a. in Max Frischs „Andorra“ und 2019 in Ronald Harwoods „Der Fall Furtwängler“, an den Kammerspielen war er u. a. in Axel Hellstenius‘ „Elling“ und in „Elling und die Begegnung der dritten Art“ von Michael Bogdanov und Axel Hellstenius in der Titelrolle zu sehen, und am St. Pauli Theater in Hamburg spielte er den unkonventionellen Sprachtherapeuten Lionel Logue in David Seidlers „The King’s Speech – Die Rede des Königs“ und den Amnesie-Patienten Michael in Peter Quilters „4000 Tage“. Sein Kinodebüt gab Boris Aljinovic 1995 in Hal Hartleys Episodenfilm „Flirt“. Es folgten u. a. 1997 die Komödie „Der Strand von Trouville“ (Regie: Michael Hofmann) sowie 1999 der schwarzhumorige Film „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ (Regie: Klaus Krämer). Später spielte er u. a. in den „7 Zwerge“-Komödien von und mit Otto Waalkes. 2014 drehte er den Fantasie-Abenteuer-Film „Antboy 2“ (Regie: Ask Hasselbalch). Für die Hauptrolle in Heikko Deutschmanns preisgekröntem Kurzfilm „Noch ein Seufzer und es wird Nacht“ wurde er beim Delhi Shorts International Film Festival 2015 als bester Darsteller ausgezeichnet. Eigentlich ist es kaum vorstellbar, dass Boris Aljinovic neben den vielen Theaterrollen auch noch einer der bestbeschäftigten TV-Schauspieler ist. Zu seiner langjährigen Hauptrolle im Berliner „Tatort“ kommen regelmäßige Gastauftritte in anderen beliebten Krimireihen wie „SOKO 5113“, „Der Kriminalist“, „Heldt“ oder „Krause“. In der RTL-Serie „Sisi“ spielt er Napoleon III.
Neben seiner Tätigkeit für Bühne, Film und Fernsehen ist er Sprecher diverser Hörbücher und Hörspiele und erhielt 2014 den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie bestes Kinderhörbuch. Für den animierten Kinofilm „Der 7bte Zwerg“, der 2014 in die Kinos kam, lieh er nicht nur dem Zwerg Cloudy seine Stimme, sondern führte auch gemeinsam mit Harald Siepermann Regie. Eine ganz andere Seite von Boris Aljinovic lernte 2018 das Publikum der Ruhrfestspiele Recklinghausen kennen: Gemeinsam mit dem Saxofonquartett clair-obscur gestaltete er einen „Der Barbier von Sevilla – Neues aus dem Frisörsalon“-Abend, in dem er als Figaro zur Musik u.a. von Rossini auf der Bühne stand. Koproduktion mit dem Kleistforum Frankfurt/Oder . Seit Herbst 2020 ist er bei der Konzertdirektion Landgraf als Lotto-Millionen-Gewinner Richard in der rabenschwarzen Komödie „Nein zum Geld!“ von Flavia Coste auf Tournee zu sehen. Mit Tina Engel, der Regisseurin von „Nein zum Geld!“, hat er schon dreimal zusammengearbeitet: 2014 als der Übersetzer eines Diktatorinnentreffens in Theresia Walsers „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“, zum zweiten Mal 2016 in Carl Sternheims „Die Hose“, in der begehrten Rolle des liebestollen Frisörs Mandelstamm und 2019 in Ron Hutchinsons Komödie „Mondlicht und Magnolien“ – als genervter Drehbuchautor Ben Hecht.
Die EURO-STUDIO-Landgraf-Produktion der ernsten Komödie „4000 Tage“ ist seine erste Regiearbeit für das Theater. Anfang 2022 folgte (zusammen mit Line Claus) „Das Ding“ von Philipp Löhle im Kleist Forum Frankfurt/Oder.
Aktuelle Produktion: „4000 Tage“

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