Moritz Netenjakob

Moritz Netenjakob Autor
»Herrlich skurrile Szenen, die an Loriots beste Klassiker heranreichen«, war in der Allgemeinen Zeitung Mainz über eine Arbeit des 1970 in Köln geborenen Moritz Netenjakob zu lesen, der sein Handwerk als Hausautor bei Bill Mockridge am Bonner Haus der Springmaus lernte, einem der bundesweit bekanntesten Kleinkunsttheater. 2004/2005 unterrichtete Netenjakob weiter als Seminarleiter und Dozent für „Sketchcomedy“ an der Berliner Universität der Künste.
Mit seinen vielfältigen Thematiken und seinem intelligenten, nicht nur die Lachmuskeln, sondern auch das Gehirn beanspruchenden Humor gehört Netenjakob zu den gefragtesten Autoren der komödiantischen Literatur. Von seinem Witz zeugen allein schon die Titel seiner Soloprogramme: „Multiple Sarkasmen“ (Premiere 2006 beim internationalen Köln-Comedy-Festival), „Das Ufo parkt falsch“ oder „Zuckertest für Diabetiker“, mit denen er – ebenso wie mit der Bühnenshow, in der er seinen einzigen nicht-biografischen Roman „Mit Kant-Zitaten zum Orgasmus“ (2014) präsentiert – an bekannten Kabarettbühnen wie dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen, dem Mainzer Unterhaus, den Wühlmäusen in Berlin und der Comedia in Köln gastiert. 2007 wird er für den im gleichnamigen Bonner Theater überreichten Satire- und Kleinkunstpreis Prix Pantheon nominiert. Im selben Jahr gewinnt er den zweiten Preis beim Hamburger Comedy Pokal, bei dem 20 Comedians im K.-o.-System gegeneinander antreten müssen. 2008 ist er Preisträger des Mindener Stichlings. Beim Deutschen Comedy-Preis 2006 sitzt er selbst in der Jury.

TV-DREHBÜCHER – eine Auswahl
Auch wer seinen Namen nicht kennt, hat sicher schon gelacht über die Texte seiner TV-Dauerbrenner-Shows wie „Die Wochenshow“ oder „Switch“, die er als Headwriter betreut. Headwriter ist Netenjakob auch bei der unkonventionellen, Sketche mit Cartoon-und Slapstick-Elementen verbindenden Comedy „Micromania“, die 2001 mit einer der angesehensten und begehrtesten Auszeichnungen der internationalen TV-Unterhaltung – der Silbernen Rose von Montreux – geehrt wird. Auch mit seinen Anke Engelke in „Ladykracher“ auf den Leib geschriebenen Texten hat er großen Erfolg: Die Show wird 2002 bzw. 2003 nicht nur mit dem Deutschen Fernsehpreis als Beste Comedy-Show bzw. als Beste Sketch-Show ausgezeichnet, sondern 2003 auch für den von der Television Academy in Los Angeles verliehenen EMMY, den bedeutendsten TV-Preis der Welt, nominiert.
Jährlicher Höhepunkt der deutschen TV-Saison ist die Verleihung des Grimme-Preises (das Karriere-Maß aller TV-Dinge), den Netenjakob 2006 gemeinsam mit „EXTRAWURST“-Ko-Autor Dietmar Jacobs für „Stromberg“ erhält.
Netenjakob schreibt Drehbücher für die Sitcom „Anke“ mit Anke Engelke, „Hella (von Sinnen) und Dirk (Bach)“ sowie die Comedy-Krimi-Serie „Dr. Psycho“. Seit 2012 moderiert er mit „Lieblingsstücke“ seine erste eigene Show, die auf WDR 5 ausgestrahlt wird. Er textet und inszeniert für die Kölner Stunksitzung, Dieter Hallervorden, Bastian Pastewka und Cordula Stratmann. Zudem ist er ein beliebter Gast in TV-Kult-Sendungen „Neues aus der Anstalt“, „Ottis Schlachthof“, „Mitternachtsspitzen“, „Quatsch Comedy Club“ und „Night Wash“.

BELLETRISTISCHE WERKE, FILMDREHBUCH
Dass Netenjakob nicht nur Millionen Menschen vor den Bildschirm lockt und auf der Comedy-Bühne für große Unterhaltung sorgt, sondern auch in seinen belletristischen Werken ein Gag-Feuerwerk zündet, ist bei dem Multitalent nicht wirklich eine Überraschung. Seine ersten beiden biografischen Romane „Macho Man“ und „Der Boss“ besetzen 2009 bzw. 2012 monatelang einen Platz in den Top Ten der SPIEGEL-Bestsellerliste. Und auch sein drittes Buch „Milchschaumschläger“ über seine katastrophalen Erfahrungen und Erlebnisse während seiner einjährigen Café-Betreiber-Laufbahn schafft als Verkaufsschlager den Sprung auf diese SPIEGEL-Hitliste.
2015 kommt die nach seinem Drehbuch realisierte Verfilmung „Macho Man“ hoch besetzt mit Christian Ulmen (als Netenjakob) und Aylin Tezel (als dessen zukünftige Ehefrau) in die Kinos. 2016, 2017 und 2018 werden die Bühnenfassungen von „Der Boss“ und „Milchschaumschläger“ – ergänzt um die neu geschriebene Solo-Salonkomödie „Der Partyprofi“ – am Aachener Das Da Theater uraufgeführt. Die Print-Ausgaben seiner Werke erscheinen im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch, seine Hörbücher beim argon Verlag.

MUSICAL
Himmel und Kölle“- Das Comedy-Musical
Buch & Liedtexte: Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob
Mit ihrer liebevollen, vor schwarzem Humor und Wortwitz nur so sprühenden Musical-Hommage an ihre Heimatstadt Köln, haben sich die beiden Erfolgsautoren aus Bergisch Gladbach einen lang gehegten Traum erfüllt und dort ihr allererstes Musical auf die Bühne gebracht. In der brillanten Regie von Gil Mehmert, einem der gefragtesten Musicalregisseure Deutschlands, wird das Stück am 29.10.2020 in der Volksbühne am Rudolfplatz, dem ehemaligen Willy-Millowitsch-Theater, uraufgeführt und ein Jahr später als »Kulturereignis des Jahres 2021« ausgezeichnet. In den bislang 450 Aufführungen (Stand: 28.4.2024) entfacht die Geschichte des naiven Provinzpfarrers Elmar, der nach Köln kommt und in der »heiligen« Domstadt in einer einzigen Nacht einen alptraumhaften Höllentrip erlebt – gegen den Sodom und Gomorrha wie friedliche Oasen erscheinen –, jedes Mal lautstarken Jubel und allabendliche Standing Ovations. Ein weiterer Garant für den Erfolg beim Publikum ist die mitreißende Musik und die abwechslungsreichen, hitverdächtigen Songs des mehrfach ausgezeichneten Komponisten Andreas Schnermann.

THEATERSTÜCKE
Wer ihr punktgenaues Pointen-Feuerwerk aus TV-Comedy-Serien kennt, versteht sofort, dass das praxiserprobte Autorenteam Dietmar Jacobs/Moritz Netenjakob mit ihrem ersten gemeinsamen Theaterstück „EXTRAWURST“, in dem es um die sprichwörtliche Wurst geht – die in diesem Fall auf dem Grill eines Tennisclubs liegensoll –, den deutschsprachigen Bühnen-Hit der Spielzeit 2020/2021 geschrieben haben.
In der Ausgabe 9/2019 berichtet die renommierte Theaterzeitschrift Die Deutsche Bühne in der Saisonvorschau 2019/2020: »„EXTRAWURST“, ein erstaunlich diskursives Boulevardtheater, ist thematisch ein Stück der Stunde. Bei der Mitgliederversammlung kommen fünf Figuren mit der heilen Welt des weißen Sports über die Frage nach einemneuen, schicken Grill in politisch unkorrekte Turbulenzen«.
Als Dramödie – als komödiantisches Drama – bezeichnet das Comedy-Kultautoren-Teamihren Kassenschlager „EXTRAWURST“, in dem sie auf clevere Weise Komik und Tragik miteinander verknüpfen. Die Diskussion um den Kauf eines neuen Grills für den Tennisclubwird durch harmoniesprengende, die Vereinsidylle untergrabende Argumente satirisch überspitzt. Entsprechend der im angelsächsischen Raum bekannten Dramatic Comedy (Dramedy) werden durch schlagfertige und humorvoll-scharfsinnige Wortgefechte ernste gesellschaftliche Themen entlarvt. Das am 6.10.2019 in plattdeutscher Sprache (Fassung: Meike Meiners) am Ohnsorg-Theater Hamburg uraufgeführte Stück wird 2021 bei den 9. bundesweiten Privattheatertagen in der Kategorie Komödie mit dem Monica-Bleibtreu-Preis ausgezeichnet.
»Das Lachen ist der gnadenlose Gradmesser der Komödie und bei dieser gab es sehr viel zu lachen. Was uns aber besonders begeistert hat, ist die feine Balance von dem Ernst der Themen und der daraus entstehenden Komik. „EXTRAWURST“ bewegt sich leichtfüßig mittendurch, bedient Klischees, um sie dann zu brechen und umzudrehen«, heißt es in der [hier gekürzten] Begründung der Jury der Theatertage.
Und so ist es auch keine Überraschung als das treffsicher getimte Schlagabtausch Pointen-Feuerwerk des Autorenteams nach 2021 auch 2022 wieder Spitzenreiter der Werke mit den höchsten Aufführungszahlen im deutschsprachigen Raum wird. Auf Platz 2 der meistgespielten Stücke rangiert 2022 Ferdinand von Schirachs Schauspiel „GOTT“.

Mit »Jubel« (Reinhard Wengierek, Berliner Morgenpost, 27.4.2024) und Lachsalven wird am 23.4.2024 im Renaissance-Theater Berlin die Uraufführung des pfiffigen Bühnenknüllers „Kalter weißer Mann“ gefeiert. Ein ebenso hochaktuelles Minenfeld wie das 2022 für den INTHEGA-Preis ‚Die Neuberin‘ nominierte Vorgängerstück „EXTRAWURST“ thematisiert auch dieses wendungsreiche, gewieft konstruierte Stückpolitisch unkorrekte Abgründe und Fallstricke. »Äußerst amüsant, gerne bissig und am Ende auch ein wenig versöhnend« schreibt Claudia von Duehren in der BZ am 28.4.2024 über die Komödie, in der eine Trauerfeier durch die polarisierende Debatte um das Gendersternchen völlig aus dem Ruder gerät.
Seit 2003 ist Moritz Netenjakob in zweiter Ehe mit der 1967 in Köln geborenen Türkin Hülya Doğan-Netenjakob verheiratet. Die Schauspielerin und Regisseurin hat ihr vierjähriges Schauspiel- und Theaterwissenschaftsstudium 1987 an der Universität in Izmir mit einem Diplom abgeschlossen. Zwischen 1988 und 1994 arbeitete sie dort als Schauspieldozentin. 1992 erhält sie ihren Magistertitel in Theaterwissenschaften.

Text: Birgit Landgraf

Aktuelle Produktionen: „Extrawurst“, „Kalter weißer Mann“

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